Grün-As

1.3. Ziel: Begegnungszentrum, sozial-kulturelle Gemeinbedarfseinrichtung

Die bisherige starke Frequentierung des KOMM-Hauses (einschließlich der Volkshochschul- und anderen Angebote) ist ein Indiz dafür, dass solch eine Einrichtung den Interessen der Bürger entspricht, wobei die Wohnortnähe besonders wichtig ist. Befragungen anlässlich eines Straßenfestes im Mai 2000, Diskussionsrunden beim Stammtisch Grünau und in der Agenda-Gruppe Grünau, die Bereitstellung finanzieller Mittel durch das Forum Grünau für die Konzepterarbeitung - all das bestätigt und befördert die Bemühungen um die Realisierung des Vorhabens.

Darüber hinaus kommt in Anbetracht der weiteren Entwicklungen im Stadtteil - Rückgang der Bevölkerungszahlen, Tendenzen sozialer Segregation, Erhöhung des Durchschnittsalters - der sozialen Stabilisierung und dem Erhalt der Lebensfähigkeit große Bedeutung zu. Und das ist nur erreichbar, wenn räumliche und inhaltliche Voraussetzungen (entsprechende gemeinbedarfsorientierte Angebote) dafür geschaffen werden, wobei alle Akteure im Stadtteil (Stadt, Wohnungseigentümer, Unternehmen, Vereine, Einrichtungen, freie Träger) gefragt sind und ihren Beitrag leisten, aber auch Fördermittelgeber Unterstützung gewähren sollten. Eindeutig belegt werden diese, dringenden Handlungsbedarf erfordernden, Entwicklungstendenzen durch die soziologische Intervallstudie von Frau Prof. Alice KAHL sowie durch neueste statistische Angaben. Insgesamt wird für immer mehr Menschen der unmittelbare Wohnort zum Lebensmittelpunkt, wo er all seine Bedürfnisse befriedigen möchte. Bei dafür nicht vorhandenen Möglichkeiten droht Isolation und Vereinsamung und damit eine Verminderung der Lebensqualität.

Leitlinien für Grünau
»Die Weiterentwicklung Grünaus zu einer familienfreundlichen Siedlung mit guter Infrastruktur ist das gemeinsame Ziel, das vom Forum Grünau erarbeitet wurde« (Vorwort von E. LÜTKE DALDRUP in den Beiträgen zur Stadtentwicklung, Nr. 30). Von den Mitgliedern des Forum Grünau wurden daher »Leitlinien für die zukunftsfähige Entwicklung des Stadtteils« erarbeitet und beschlossen. Daran orientiert sich die Grundidee eines Bürgerhauses in sehr starkem Maße:

  • Profil und Image
    Durch dieses Projekt werden die Kräfte vieler Grünauer Akteure gebündelt, es wird ein Begegnungs- und Kommunikationsort für alt eingesessene Grünauer und neue Bewohner geschaffen, wodurch die Verbundenheit der Bewohner mit ihrem Stadtteil gefördert wird.
  • Kinder-, familien-, seniorenfreundlicher Stadtteil
    Das Bürgerhaus dient dem Miteinander von unterschiedlichen Bewohnergruppen (hinsichtlich Alter, Sozialstruktur, Herkunft usw.). Es werden verschiedene Angebote für ein breites Publikum unterbreitet, und es wird zur aktiven Teilnahme am Leben im Stadtteil angeregt.
  • Urbanität und Freiräume
    Die Umnutzung des leer stehenden Gebäudes stellte einen Beitrag zur Wohnumfeldverbesserung dar, schafft eine neue Qualität im Wohngebiet, vergrößert die sozio- kulturellen Angebote und erhöht die Funktionsvielfalt durch neue und erweiterte Dienstleistungen und Nutzungsmöglichkeiten für die Bürger. Gleichzeitig wird durch eine entsprechende Einbeziehung der Freiflächen deren Aufenthaltsqualität verbessert.
  • Arbeit und Beschäftigung
    Im Sinne einer nachhaltigen Stadtteilentwicklung werden vorhandene Potenziale genutzt und gebündelt, um eine Funktionsvielfalt in diesem Haus zu erreichen, werden neue Angebote und damit möglicherweise auch Arbeitsplätze geschaffen.
  • Bildung und Kultur
    Durch die enge Zusammenarbeit von Vereinen, freien Trägern, Wohnungseigentümern, städtischen Ämtern und Einrichtungen der Stadt wird den Bewohnern ein breites Angebot von Kultur und Bildung unterbreitet. Hinzu kommt die Einbeziehung und Nutzung moderner Medien.
  • Ökologisierung des Stadtteils
    Der Umbau und die Betreibung des Hauses bieten die Möglichkeit, Aspekte der Energieeinsparung und kostengünstiger Ressourcennutzung stärker zu beachtet, in Zusammenarbeit mit entsprechenden Einrichtungen und Vereinen der Stadt.
  • Innovation und Zusammenarbeit
    Die Umnutzung des Hauses kann damit als Beispiel dienen für eine - unter anderem von der Stadt - geförderte Initiative gegen Leerstand und für die Verbesserung des Wohnumfeldes, für nachbarschaftliches Miteinander der Bewohner sowie für die breite Zusammenarbeit zahlreicher Akteure im Stadtteil unter Einbeziehung vorhandener Potenziale.

Leipziger Agenda 21
Im Ergebnis eines längeren Arbeitsprozesses, an dem mehrere hundert Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leipzig - teils als Privatpersonen, teils als Vertreter von Unternehmen oder Institutionen - beteiligt waren, entstand im November 2000 die »Leipziger Agenda 21: Visionen und Programme für eine dauerhaft lebenswerte und lebendige Stadt«. Sie ist als Handlungsprogramm für eine nachhaltige Entwicklung Leipzigs mit einer gesunden Wirtschaftsstruktur, der Berücksichtigung unterschiedlicher sozialer Bedürfnisse und des dauerhaften Erhalts der natürlichen Ressourcen und Lebensräume zu verstehen. Unter der Überschrift Stadt- und Stadtteilentwicklung (mit unter anderem folgenden Unterpunkten: Wohnen und Wohnumfeld, soziale, kulturelle und Freizeitinfrastruktur, Mobilität) sind verschiedene Leitlinien und Ziele erarbeitet worden, die auch mit dem Vorhaben Bürgerhaus angestrebt werden:

  • Für den Verfall bedrohter Gebäude sollen neue, bedarfsgerechte Nutzungen zugelassen und gefördert werden. Dafür soll ordnungsrechtlicher und gestalterischer Spielraum im Sinne der Nutzung ausgeschöpft werden.
  • Für Gebäude oder Gebiete, die in ihrer bisherigen Form keine Nutzer finden, sollen innovative Konzepte der Umnutzung unterstützt werden.
  • Neue Arten der Nutzung des öffentlichen und privaten Raumes sind erwünscht. Die bestehenden Einkaufsstraßen, Stadtteilzentren und Nebenzentren sollen attraktiver werden. Dies wird sowohl durch eine Verbesserung des Angebotes als auch der baulichen Gestaltung erreicht. (Anm.: Hierzu zählen unseres Erachtens ebenso verbesserte soziokulturelle Angebote.)
  • In den Stadtteilen ist eine soziale, kulturelle und Freizeitinfrastruktur zu befördern, die eine zielgruppenorientierte Grundversorgung im Sinne der Erfüllung kommunaler Pflichtaufgaben gewährleistet (soziale Betreuung, Bildung und Erziehung) und zugleich dem Bedarf der Bevölkerung nach Möglichkeiten für Freizeitgestaltung (Kultur, Sport, Kommunikation) im Wohnumfeld gerecht wird.
    Unternehmerische Initiativen und gemeinnützige Zwecke sind nicht als gegensätzliche, sondern kooperierende Aspekte bei der Infrastrukturentwicklung zu betrachten:
    • Die Stadt sichert die Rahmenbedingungen für gewerbliche Vorhaben im sozialen, kulturellen und Freizeitbereich.
    • Die örtlichen Unternehmen sollen für die Betreibung gemeinnütziger Einrichtungen Verantwortung übernehmen.
    • Die Stadt moderiert zwischen Unternehmer- und Bürgerinteressen bereits in der Planungsphase von gewerblichen Infrastrukturvorhaben im sozialen und kulturellen Bereich.
  • Durch eine geeignete Mischung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Erholen in allen Stadtteilen sowie durch die Sicherung einer wohnungsnahen sozialen, kulturellen und Freizeitinfrastruktur wird eine Stadt der kurzen Wege angestrebt.
  • Die Einkaufs- und Dienstleistungsstruktur in der Stadt soll so entwickelt werden, dass möglichst viele Angebote auf möglichst kurzem Weg erreichbar sind.
  • Das Netz der sozialen, kulturellen und Freizeitinfrastruktur soll eine weitgehende Versorgung in den Stadtteilen ermöglichen.

Erwähnt werden sollen auch kurz weitere, in der Agenda genannte Aspekte, die für das Bürgerhaus von Bedeutung sind:

  • Um unternehmensfreundliche Rahmenbedingungen schaffen zu können, müssen Genehmigungsverfahren vereinfacht werden.
  • …integrative Angebote und Verbünde sollen besonders unterstützt werden.
  • Ein dichtes Netz von Vereinen, Verbänden und Begegnungsstätten soll dazu beitragen, Selbständigkeit und Selbstverantwortung zu erhalten und zugleich Räume für Generationen übergreifende Begegnungen bereit zu halten.

Im Maßnahmekatalog der Agenda werden zu den genannten Leitlinien und Ziele bereits ganz konkrete Projekte und Verantwortlichkeiten genannt, die auch im Bürgerhaus realisiert werden sollten:

  • Projekt-Nr.120c: Ausbau des Netzes von örtlichen Bürgerämtern, Stadtteilläden u.ä. Dienstleistungseinrichtungen, dabei Verknüpfung ihrer Funktionen.
  • Projekt-Nr. 130a: Initiierung von strukturübergreifenden örtlichen Netzwerken (Zusammenwirken von Unternehmen, Vereinen, Verwaltung, Bildungseinrichtungen u. a. auf Stadt- und insbesondere auf Stadtteilebene).
  • Projekt-Nr. 242a: Förderung von Projekten und Einrichtungen, die Lebensqualität im Stadtteil mitbestimmen.
Quelle: Leipziger Agenda-Büro (Hrsg.) (2000): Leipziger Agenda 21.

Die ersten Schritte zur Umsetzung der Projektidee
Die Projektidee Bürgerhaus wurde durch den KOMM e.V. bereits Anfang 2000 vielfach vorgestellt - zum Stammtisch Grünau, in der Agenda-Gruppe, beim Forum Grünau -, Beigeordnete und Ämter der Stadt wurden darüber informiert, Gespräche mit Grünauer Stadträten der einzelnen Fraktionen fanden statt, was verschiedene Aktivitäten von Stadträten zur Folge hatte - unter anderem eine diesbezügliche Anfrage an den Oberbürgermeister. Die Ergebnisse einer Bürgerbefragung anlässlich eines Straßenfestes im Mai 2000 im WK 8 zeigten in Form einer Unterschriftensammlung die breite Zustimmung von Bewohnern zu diesem Vorhaben.
Mit potenziellen Nutzern eines Bürgerhauses wurden erste informative Gespräche geführt, in denen Interesse an Raumnutzungen geäußert wurde. Kulturamt und Volkshochschule stehen dem Projekt aufgeschlossen gegenüber.

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