Grün-As

Mückenjäger am See

Link Anfang August ist in der Luft über dem See Schichtwechsel. Die Mauersegler, die den Sommer über eifrig Mücken und andere Insekten gejagt haben, ziehen schon nach Süden. Die Lücke wird nun von den jungen Fledermäusen geschlossen. Einige Arten schwärmen schon in der Abenddämmerung aus und können dann gut beobachtet werden. Die Wasserfledermäuse fliegen kurz über der Wasseroberfläche. Bis zu 4000 Mücken frisst eine Wasserfledermaus pro Nacht. Unsere häufigste Art, die Zwergfledermaus, jagt vorzugsweise um Lampen herum, vor allem, wenn Bäume und Sträucher in der Nähe sind. Das Licht zieht Insekten an und die schnellen und geschickten Zwergfledermäuse haben dann leichte Jagd.

Fledermäuse orientieren sich mit Ultraschall. Hören kann man diese Orientierungslaute nicht. Daneben halten einige Arten wie die Zwergfledermäuse aber auch akustisch Kontakt miteinander. Diese Soziallaute können auch Menschen mit sehr guten Ohren hören. Sie klingen etwa wie ein leises zrrrp, zrrrp. Aber auch viele Nachtschmetterlinge können die Ultraschalllaute jagender Fledermäuse hören. Die »Ohren« der Schmetterlinge sitzen übrigens in den Oberschenkeln. Hören sie jagende Fledermäuse, lassen sich viele Schmetterlinge einfach fallen oder beginnen scharfe Wendungen zu fliegen. Die sie verfolgenden Fledermäuse taumeln dann eigenartig durch die Luft und sehen aus, als ob sie an zu Alkohol vergorenen überreifen Früchten genascht hätten.

Die einheimischen Fledermäuse sind harmlos. Sie fressen alle Insekten und richten keinerlei Schaden an. Nur eine tropische Art, die Vampirfledermaus, saugt das Blut von Säugetieren. Unsere einheimischen saugen kein Blut, sie halten uns vielmehr andere Blutsauger, die Mücken, vom Hals! Allerdings können die einheimischen Arten Tollwut auf den Menschen übertragen. Daher auf keinen Fall die Tiere anfassen! Manche Arten, vor allem junge Zwergfledermäuse, fliegen nachts durch geöffnete Fenster in Wohnräume ein und schlafen dann tagsüber dort. Sie reduzieren dann ihren Stoffwechsel so weit, dass sie nicht sofort wegfliegen können, wenn sie gestört werden. Das einfachste ist, die Tiere in Ruhe zu lassen und das Fenster auch in der nächsten Nacht zu öffnen. Sie ziehen dann von allein wieder ab. Horrorgeschichten, wie die, dass sich Fledermäuse in Frauenhaaren verfilzen, sind purer Aberglaube. Mit Mäusen haben die Fledermäuse nichts zu tun. Ihr nächster bei uns lebender Verwandter ist der Igel…

Fledermäuse sind durch hemmungslosen Einsatz von Insektengiften an den Rand des Aussterbens gebracht worden. Erst seit Mitte der 80er Jahre, nachdem die übelsten Gifte verboten und die anderen nicht mehr so viel eingesetzt werden, haben sich die Restbestände erholt und einige, wie die Zwergfledermäuse haben wieder etwas zugenommen. Auf jeden Fall stehen aber alle Fledermäuse unter strengem Naturschutz. Bedroht sind sie auch durch den Verlust von Quartieren. Einige, die Waldfledermäuse, leben in Baumhöhlen, vorzugsweise in Spechthöhlen. Sie sind auf alte, höhlenreiche Bäume angewiesen, die es im Leipziger Auwald im Gegensatz zu vielen Forstwäldern noch reichlich gibt.

Am Kulkwitzer See sind solche Bäume rar, deshalb lohnt sich auch ein abendlicher Spaziergang durch den Schönauer Park. Andere Arten leben an oder in Gebäuden. Zwergfledermäuse wohnen gern direkt unter den Dachziegeln, wenn ihnen z.B. durch offene Lüftungsziegel ein Eingang freigehalten wird. Auch spezielle Kästen an der Fassade nehmen sie als Quartier an. In Grünau haben sie zum Teil auch schlecht verfugte Spalten in den Außenwänden bezogen. Durch Sanierung und Modernisierung verschwinden solche Fledermausunterstände. Deshalb ist es wichtig, den nützlichen Mückenjägern wo immer es möglich ist, Ersatz anzubieten.

Es wäre nicht schlecht, wenn sich dann der eine oder andere inspirieren ließe, etwas zum Schutz für Fledermäuse zu tun. Das erste wäre Verzicht auf Insektengifte auf dem Balkon oder im Kleingarten. Wer verlauste Topfpflanzen anders nicht in den Griff bekommt, sollte die Pflanzen, solange das Gift wirkt, rein nehmen. Die Raupen vieler Nachtschmetterlinge leben von Wiesengräsern und -kräutern. In kurz geschorenem englischem Rasen können sie nicht überleben. Daher den Rasen nur dort häufiger mähen, wo er stark begangen wird. Für alle anderen Flächen reicht es völlig, wenn sie 3 bis 4 mal (oder seltener) gemäht werden. Wildkräuter sollten im Rasen auf jeden Fall stehen gelassen werden. Wer die Gelegenheit dazu hat, kann auch spezielle Fledermauskästen an Hausfassaden (Südseite bevorzugt, Eigentümer fragen) oder stärkeren Bäumen anbringen. Es ist allerdings sinnvoll, vorher einen Fachmann (z.B. vom Amt für Umweltschutz oder vom Naturschutzbund)zu konsultieren, um sich Enttäuschungen zu ersparen.

Link In der Nacht vom 30. zum 31. August begehen die europäischen Naturschutzverbände überall die 7. Europäische Fledermausnacht (bzw. Bat-night, bat ist das englische Wort für Fledermaus), um an den Schutz der bedrohten Arten zu erinnern. Das wäre auch ein guter Anlass für einen nächtlichen Bummel am See oder durch den Schönauer Park, um den stillen nächtlichen Jägern bei ihrem Treiben zuzusehen.
Dr. L. Kasek, Miltitz

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