Grün-As

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß ja nicht, ob Sie es auch bemerkt haben, aber derzeit stolpert man ja, wo man auch hingeht über unseren Oberbürgermeister. Nicht nur, dass uns das Gesicht von Wolfgang Tiefensee von zahlreichen Plakaten entgegenlächelt. Nein, man trifft ihn auch in echt! Neulich hat er sogar einen Rundgang verlost. Nicht etwa an historisch einmalige Sehenswürdigkeiten unserer Messestadt, sondern er führte die 15 glücklichen Gewinner an die wichtigsten Stationen seines Wirkens. Respekt. Das zeugt von wahrer Selbstdarstellung. Ein Schelm, wer dabei an die bevorstehenden Wahlen dachte.

Okay, zugegeben: Bei der Olympiapräsentation vor zwei Jahren hat er mich schwer beeindruckt. Ich habe mir sogar eine Träne aus den Augen wischen müssen. Vorstellbar, dass Leipzig nur wegen ihm eine Runde weiter kam und mal ordentlich in diverse Fördertöpfe langen konnte. Einen weiteren Pluspunkt gebe ich ihm dafür, dass er mit BMW, Porsche und DHL eine Menge Arbeitsplätze nach Leipzig geholt hat. Nicht genug, aber immerhin ist unsere Stadt dadurch so etwas wie eine kleine Insel im ansonsten von Arbeitslosigkeit noch ärger gebeutelten Osten.

Begrüßenswert finde ich zudem, dass unter seiner Regie das Image unserer schönen (Innen-) Stadt aufgewertet wurde. Sie gilt heute bei Westdeutschen, als schönste und meist besuchteste in den neuen Bundesländern. Ärgerlich für Gäste ist jedoch, dass sie statt des schönen Marktplatzes eine riesige Baustelle vorfinden. Das Projekt Citytunnel ist wohl das überflüssigste, was sich Grösius-Leipzig je geleistet hat. Für sage und schreibe vier Stationen U-Bahn gibt die Stadt rund 13 Millionen Euro aus. Insgesamt kostet dieses Projekt 570 Millionen. Was man davon alles kaufen könnte…

Aber zurück zum Oberbürgermeister. Seine Wahlkampftour, die natürlich nicht so heißt, führt auch an Orte, die er schon lange nicht mehr besuchte, vielleicht sogar mied. Nachdem er sich vom Umweltforschungszentrum die Grünau-Studie überreichen ließ, wobei unklar blieb, ob er selbst seinem besten Freund raten würde, nach Grünau zu ziehen (zur Erklärung: dies war eine Frage, die im Rahmen der Studie gestellt wurde), kam er am 29. März zu einem Stadtteilrundgang nach Grünau mit anschließender Gesprächsrunde im Stadtteilladen. Und am 1. April - kein Aprilscherz - besucht Wolfgang Tiefensee das SPD-Büro von Margit Weihnert.

Neun Tage später, am 10. April, wird sich zeigen, ob seine Bemühungen - auch um die Bewohner dieses Stadtteils - gelohnt haben. Gegen sieben Mitbewerber muss sich der noch amtierende Oberbürgermeister durchsetzen. Momentan bin ich noch dabei, meine Plus/Minus-Liste zu vervollständigen, bevor ich mich entscheide, wen ich wähle. Eines weiß ich jedoch bereits jetzt: Celloklänge ziehe ich den Parolen von Peter Marx (NPD) allemal vor.
Ihre Magda

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