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Die Rosskastanie ist Baum des Jahres 2005

Bedrohung des Allee- und Biergartenbaums durch die Miniermotte

Das »Kuratorium Baum des Jahres« hat die Rosskastanie zum Baum des Jahres 2005 gekürt. Anlaß zu dieser Wahl war die Bedrohung des Baumes durch die Kastanienminiermotte. Rosskastanien können bis zu 300 Jahre alt und 30 Meter hoch werden. Besonders prächtig ist die Blüte im Frühjahr. Die aus zahlreichen cremefarbenen Einzelblüten bestehenden Blütenstände bedecken die Krone wie aufgesteckte Kerzen. Der Name Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) verweist auf ihre heilende Wirkung. Früher wurden mit Rosskastanienextrakten Pferde gegen Husten und Würmer behandelt. Teile von Rinde, Blättern, Blüten und Früchten werden auch in der Kosmetik, für Farben und Medikamente verwendet.

Die Rosskastanie ist ursprünglich nicht in Mitteleuropa heimisch. Ihre Heimat ist der Süden der Balkanhalbinsel, vor allem Griechenland, Makedonien und Albanien. Erst vor rund 300 Jahren wurde sie von den Türken bei uns eingeführt. Sie führten auf ihren Feldzügen Rosskastanien als Futter für ihr Pferde mit, daher auch ihr Name. Da die Rosskastanie ein sehr schöner Baum ist, vor allem wegen ihrer dekorativen Blüten, wurde sie bald überall in Parks, großen Gärten und an Straßen angepflanzt. Mit der essbaren Edelkastanie ist sie nicht verwandt. Beide kommen aber aus ähnlichen Klimazonen: dem im Sommer sehr heißen und trocknen Südeuropa. Mit unseren Wintern kommt die Rosskastanie gut zu recht. Sollten durch den weiteren Anstieg von Treibhaushasen in der Atmosphäre auch bei uns verstärkt trocken- heiße Sommer auftreten, wird sich die Rosskastanie, aber auch andere Südeuropäische Baumarten wie Walnuß und Edelkastanie gegen die Konkurrenz der einheimischen Bäume bei uns auch in lichten Wäldern stärker durchsetzen.

Bis vor kurzem hatte die Rosskastanie bei uns unter Insekten kaum zu leiden. Die einheimischen Insekten wussten mit dem Fremdling nicht allzu viel anzufangen. Das hat sich inzwischen geändert. Aus ihrer alten Heimat - wahrscheinlich aus Mazedonien - hat sich vor wenigen Jahren die Rosskastanien-Miniermotte nach Norden ausgebreitet. Der Kleinschmetterling entwickelt bis zu vier Generationen pro Jahr und scheint bei uns kaum natürliche Feinde zu haben. Die zur selben Pflanzengattung gehörende Rote Rosskastanie wird übrigens bisher im Gegensatz zur weißblühenden Art von den Miniermotten kaum befallen.

Die kleinen Mottenraupen fressen sich durch die Blätter und legen dabei zahlreiche Miniergänge an, die das Laub schädigen, so dass befallene Kastanien oft bereits im Hochsommer sämtliche Blätter verlieren. Da die farblosen Blatthäute von den kleinen platten Raupen nicht beschädigt wird, sie fressen nur das Gewebe in Inneren der Blätter, können sie auch von Singvögeln nicht erbeutet werden. Geschieht das mehrere Jahre hintereinander, kann das den Baum ernsthaft schädigen und zum Absterben führen.

Link Forscher arbeiten mit Hochdruck an Bekämpfungsmethoden. Am wirkungsvollsten ist es derzeit, das abgefallene Laub zu verbrennen oder zu vergraben, damit die Miniermottenpuppen nicht überwintern können. Besonders anfällig sind Bäume die durch Umweltstreß bereits geschwächt sind: stark verdichtete Böden, Tausalz, Abgase, Bodenversiegelung im Wurzelbereich.
Dr. Leonhard Kasek

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