Grün-As
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Zehn Jahre Jugendtheater

Es war an einem grauen Oktobernachmittag in Grünau, da trafen sich drei kulturbesessene junge Männer mit 13 Jugendlichen im Grünauer Komm-Haus. Diese waren auf einen A5 Handzettel hin gekommen, um zukünftig hier Theater spielen zu lernen und zu erleben… So könnte der Anfang von einem Märchen sein, welches wahr wurde.

Heute sind aus den paar Kids ein großer Haufen von theaterbegeisterten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen geworden, welche im eigenen Haus »Theatrium« ihre Heimat gefunden haben.

Bild Aber das Ganze chronologisch: Tilo Esche und Steffen Wieser, vom damaligen Theater der Jungen Welt kamen auf mich zu mit der Idee ein Jugendtheaterprojekt in Grünau zu entwickeln und baten mich um Mithilfe. Ich zögerte nicht, machte mit und das mit Folgen, die ich gar nicht bedachte: Von hunderten Stunden ehrenamtlicher Arbeit, dem Organisieren von Materialien, Fahrzeugen, Geldern und der Gründung eines Vereines der es verwaltet, bis zum Bau von Requisiten und der Produktion einer teuren CD.

Natürlich wurde auch ein Thema gesucht und gefunden, von Tilo Esche in Textform gebracht und inszeniert. Aber all dies hatte sich gelohnt, denn so standen 40 Jugendliche und ich (nicht ganz freiwillig) nur fünf Monate später zur Premiere des Stückes »GROßstadtKINDER oder the day is waning slowly« am 21. Mai 1995 in der Turnhalle der Max-Klinger Schule auf der Bühne, und das vor über 400 begeisterten Zuschauern.

Nach monatelangen Proben, sich kennen lernen, miteinander Spaß haben, wurde für viele ein großer Traum Wirklichkeit - man stand endlich »Auf den Brettern die die Welt bedeuten«. Das erste Stück wurde in Leipzig und Sachsen mit 15 Aufführungen ein Riesenerfolg, es sahen über 13.000 vor allem jugendliche Zuschauer. Danach folgte 1996 das zweite große Stück »Aussteiger« schon unter der Regie des aus dem Projekt gegründeten Vereins »GROßstadtKINDER«. Im gleichen Jahr bot man uns seitens des Kulturamtes der Stadt die leerstehende Gaststätte »Atrium« an.

Bild Es wurde sofort angefangen die Kneipe zum Theater umzubauen. Wieder wurden von den Kids und den projektbeteiligten Erwachsenen tausende Stunden Freizeit geopfert. Mit dem eigenen Haus gab es auch neue Möglichkeiten, aus einem Jugendtheaterprojekt wurden dann bis zu fünf Gruppen für Anfänger, Fortgeschrittene, sowie Jüngere und Ältere … eine Kindertheatergruppe kam hinzu. Es wurden professionelle Strukturen aufgebaut mit Schauspielern, Technikern und einer künstlerischen- sowie einer Geschäftsleitung.

Das Projekt wird vom Leipziger Jugend- und Kulturamt sowie diversen Stiftungen und natürlich von Sponsoren gefördert und ist an einem Punkt angelangt, wo es an seine Grenzen stößt. Die Bausubstanz ist verschlissen, das Geld wird immer knapper, geeignete Mitstreiter für ABM zufinden bereitet Schwierigkeiten und es wird schwerer neue Ideen in die Tat umzusetzen. Manchmal wünscht man sich die Zeit von 1994 zurück, wo man nur »auf den Brettern die Welt bedeuten« stehen wollte…
Denn weniger ist manchmal mehr.
Uwe Walther

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