Grün-As
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Prof. Felix Ekardt

40 Jahre, ein Kind mit Partnerin

Beruf: Professor, Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig
Politischer Werdegang: Ich bin Wissenschaftler und seit 1997 national und international in Forschung und Politikberatung zu Nachhaltigkeitsfragen tätig.
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Frage
Die Einwohnerzufriedenheit manifestiert sich zu einem großen Teil an der guten Infrastruktur, die Grünau aufzuweisen hat. Dazu zählt natürlich auch der öffentliche Nahverkehr. Wie wollen Sie dafür sorgen, dass Grünau auch in Zukunft nach Außen und im Inneren optimal verkehrstechnisch erschlossen ist?
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Prof. Felix Ekardt
Prof. Felix Ekardt
Zunächst ist es positiv, dass hinsichtlich der S1 eine Lösung gefunden wurde. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Weiterführung des Grünolinos auch über das Jahr 2014 hinaus und den Ausbau dieser großartigen Idee auch unabhängig von Spenden Dritter. Um es klar zu sagen, die Stärkung des ÖPNV hat für mich oberste Priorität. Kürzungen im Angebot oder immer weitere Preissteigerungen wird es mit mir nicht geben.
Frage
Grünau hat sich in den vergangenen Jahren städtebaulich stark gewandelt - lange Zeit eher unkoordiniert. Die Entwicklungsstrategie 2020 hat seit 2007 eine gewisse Planungssicherheit für Wohnungsunternehmen und Einwohner geschaffen. Trotzdem gibt es nach wie vor diesbezügliche Probleme sowohl im Stadtumbaugürtel als auch im Kernbereich. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung Grünaus in städtebaulicher Hinsicht? Wie bewerten Sie die momentane Fördermittelpolitik und welchen Einfluss von Verwaltung und Politik sehen Sie bei der Verwirklichung der einst gesteckten Entwicklungsziele?
Prof. Felix Ekardt
Fakt ist: Grünau ist ein wichtiger und schöner Stadtteil, der vor allen Dingen auch durch das vielfältige bürgerschaftliche Engagement lebt. Grünau hat aufgrund seiner Besonderheiten gegenüber anderen Stadtteilen einige deutliche Vorteile, etwa hinsichtlich der Anzahl an Grünflächen, der Infrastruktur oder der Naherholungsmöglichkeiten sowie in Bezug auf altersgerechtes Wohnen. Dass daher momentan versucht wird, Häuser im Kerngebiet Grünaus freizulenken halte ich für skandalös und nicht nachvollziehbar. Hier werden Menschen, die gerne in Grünau leben, verunsichert, ähnlich wie es damals der SPD-Baudezernent Lütke-Daldrup schon mit seiner Idee des Rückbaus des WK 7 gemacht hat. Das Problem besteht meines Erachtens weniger in Grünau selber, als dass von Seiten der Stadtverwaltung zu wenig Augenmerk auf den Stadtteil gelegt wird, und die spezifischen Vorteile deutlich hervorgehoben werden. Die momentane Fördermittelpolitik ist daran sicher nicht unschuldig, da lange Zeit faktisch in Sachsen nur einseitig der Abriss gefördert wurde. Die Fördermittelpolitik muss meines Erachtens einen Schwerpunkt im Bereich Aufwertung haben. Die Stadtverwaltung hat mit dem Entwicklungszielen Grünau 2020 richtige Punkte genannt. Unverständlich ist es mir, warum die Verwaltung etwa bei der Frage der Breisgaustraße so defensiv bleibt und nicht aktiv zusammen mit den Mietern den Kontakt zur Wogetra sucht. Die Stadtverwaltung könnte mehr tun, um die Entwicklungsziele auch wirklich zu erreichen. Voraussetzung dafür ist aber, dass Grünau ernst genommen wird, gerade an der Verwaltungsspitze. Das Kernproblem ist, dass die bisherige Stadtspitze schlicht die Prioritäten bei repräsentativen Großprojekten wie Citytunnel und Lindenauer Hafen setzt und dadurch für eine sinnvolle Stadtteilpolitik bisher schlicht das Geld fehlte. Solange sich Burkhard Jung nicht von diesem Großprojekt-Fokus verabschiedet, sind für mich auch alle seine Versprechungen zu Grünau unglaubhaft.
Frage
Grünau hatte einst die größte Dichte an Schulen und Kindertageseinrichtungen und verfügt auch heute noch über eine Vielzahl an Bildungseinrichtungen für Kinder. Wie werden Sie sich dafür einsetzen, dass das Angebot erhalten oder bestenfalls wieder verbessert wird?
Prof. Felix Ekardt
Auch hier werden deutliche Mängel deutlich, die vor allen Dingen durch die Verwaltung unter Leitung von Burkhard Jung, der immer nur abstrakt sagt, dass er alles für Kinder tut, verursacht sind. So ist etwa der Schulstandort Ratzelschule, die Fusion der 78. Schule und der 100. Schule, die bereits 2009 beschlossen wurde, immer noch nicht umgesetzt, und auch im aktuellen Schulentwicklungsplan ist kein Realisierungszeitraum angegeben. Dabei muss der Erhalt der Bildungslandschaft in Grünau Priorität haben, denn nur so kann es gelingen, den Stadtteil auch zukünftig attraktiv für junge Familien zu halten. Dabei ist die in Grünau, etwa die durch die Initiative Campus Grünau geleistete Arbeit, vorbildlich für Leipzig. Die Broschüre »Lernen in Grünau« sucht dabei ihresgleichen und zeugt von der Vitalität des Stadtteils. Nötig ist daher eine zeitnahe Umsetzung der Beschlüsse und eine Stärkung des Bildungsstandortes Grünau durch Verfügbarmachung von Mitteln zur energetischen Schulsanierung, die für Bildung, Klimaschutz und einen wirtschaftlich intelligenten städtischen Haushalt gleichermaßen zentral ist.
Frage
Auch in punkto Kultur ist Grünau besser als sein Ruf. Im gesamten Stadtteil gibt es unzählige kulturelle Angebote. Dem Zentralisierungsgedanken folgend, sollen die wichtigsten davon nun im so genannten Bildungszentrum in der Mitte Grünaus gebündelt werden. Unterstützen Sie diese Idee, beziehungsweise halten Sie dieses millionenschwere Projekt für realisierbar? Und wo sehen Sie Entwicklungspotenziale bei momentan bestehenden Einrichtungen?
Prof. Felix Ekardt
Die Idee, die einzelnen Angebote zu zentralisieren halte ich für gut und auch für umsetzbar, sofern dadurch nicht das Angebot geschwächt wird. Gerade im Bereich der Bibliotheken sehe ich da eine Gefahr. Sofern es in Grünau eine zentrale Bibliothek gibt, werde ich mich dafür einsetzen, dass das Angebot der fahrbaren Bibliothek deutlich ausgeweitet wird, um allen Menschen, auch lebenserfahrenen, die Möglichkeit zu geben, die Bibliothek zu erreichen. Dass übrigens das Bürgerrathaus gerade aus der Stuttgarter Allee an den Ratzelbogen verlegt wurde, ist aus meiner Sicht ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Bislang sind die Ideen für ein zentrales Bürgerrathaus in Grünau aus meiner Sicht bislang nur in der Ideenphase, was ich bedauerlich finde. Auch hier hat es die Stadt durch kluge, frühzeitige Politik verpasst, etwa das alte Postgebäude in der Stuttgarter Allee anzukaufen und den Standort zu entwickeln.
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Frage
Wo sehen Sie Grünau ganz allgemein zum Ende Ihrer eventuellen Amtsperiode im Jahre 2020?
Prof. Felix Ekardt
Zum Ende meiner Amtsperiode ist Grünau ein beliebter Stadtteil, der seinen Charakter fortgeschrieben hat und vor allen Dingen für junge Familien und ältere Menschen attraktiv ist und darüber hinaus als ökologischer Musterstadtteil zu überzeugen weiß.
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