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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Unter Wasser? Ein Ständchen zum »Zwanzigsten«

Die Tauchsportler Leipziger Delphine e.V. haben allen Grund zu feiern

Sie atmen Preßluft. Nicht etwa Sauerstoff! Und ihre Brillen - die heißen Masken! Da sprechen welche ihre ganz eigene Sprache. Und haben ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge. Gehen dem Kulki beharrlich auf den Grund. Gestandene Kerle und engagierte Frauen: Delphine. Die Mitglieder des Tauchsportvereins am Kulki »Leipziger Delphine«.

Seit zwanzig Jahren leben sie umweltbewußtes Tauchen. Sporttaucher sind sie. Alle zertifiziert. Zweitgrößte Macht im Landesverband Sachsen. Teamplayer. Leben und lehren Unterwasserverhalten und Gemeinschaftsgefühl. Und sie lieben und pflegen ihren - unseren - Kulki. Beobachten und dokumentieren seinen Bestand an Tieren und Pflanzen und dessen Veränderungen. Im hauseigenen Blättchen »Delphinarium«, unter www.leipziger-delphine.de und im Verbandsblatt »Sporttaucher«.

Zunächst in Bild und Ton (Arbeitsgruppe Fotografie, Hans Joachim Lingelbach, links und Arbeitsgruppe Video, Christoph Beutel). Dank der Arbeitsgruppe Biologie inzwischen längst auch in anerkannten Fachblättern, bei den jährlichen Biotagen, im Rahmen landesweiter Fachtreffen, Seminare und Foren. Diese konsequent erarbeitete Kompetenz verdanken die Delphine vor allem dem jahrelangen Engagement von Dr. Achim Weiß, einem Taucher der ersten Stunde.

Seit 50 Jahren taucht der inzwischen fast 75-Jährige. Auge in Auge mit Spiegelkarpfen, Blessrallen und Nixenkraut. Freut sich über Hüpferlinge oder Armleuchteralgen. Und kann mit dieser ewigen Neugier vor allem die Jüngsten begeistern. In der Arbeitsgruppe Jugend, betreut von Andeas Glass (links) und Cornelia Liebmann, lernt der mindestens sechsjährige Nachwuchs Gesundheitsbewußtsein, Schwimm- und Atemtechnik, Unterwasserverhalten und jede Menge Süßwasser- und Meeresbiologie.

In diesem Jahr nahmen am abschließenden fünftägigen Tauchlager 30 Kinder und Jugendliche teil, zwischen sechs und siebzehn. Da wird Zeittauchen und Tieftauchen auf drei Meter geprüft, Streckentauchen apnoe. Wer's besteht, erlangt das begehrte Schnorchel-Kolvet als »Delphin«, »Otter« oder »Robbe«. Fünf der Kids haben den Erwachsenentauchschein gemacht. T 1 - der begehrte Einstieg in weltweit anerkannte Leistungsklassen. Denen step by step Nachweise über Tauchgänge angefügt werden.

Aber ehe es den begeisterten Jungtauchern schwindelig wird vor Stolz heißt es gnadenlos: »Kartoffeln schälen!«, »Tisch decken!«, »Abräumen!«. Tröstlich, dass auch einst Jack Londons beinharter Seewolf Larsson sich in seiner Küche an Kartoffeln messen lassen mußte... Nun könnte man meinen, die Delphine kennen in ihrer »Pfütze« nach zwanzig Jahren jeden Polypen beim Vornamen. Aber als sie 1993 im ehemaligen Wasserrettungsturm ihre Basisräume einrichteten, hatten sie Visionen und setzten sie um.

Auf 24 Meter Tiefe liegt inzwischen eine Barkasse, ein Flieger auf 17 Meter Tiefe. Drei Trainingsplattformen sind verankert. Kohleloren, die an die Tagebauvergangenheit des Kulki erinnern, liegen auf Grund. Geben Möglichkeiten zu vielfältigem Training, zu Entdeckung und Abenteuer. Nicht nur das Fachsportgeschäft in der Angerstrasse ist da gefragt, Ausrüstung und know how zur Verfügung zu stellen. Die Arbeitsgruppe Technik unter Lutz Drössler hat auch den Ehrgeiz, immer auf neuestem Stand zu sein. Neben Reparatur und Instandsetzung bedeutet das Weiterbildung und Innovation.

Das DRK Weißeritzkreis, die DLRG, Polizeitaucher und die Bundeswehr nutzen gern und regelmäßig die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, bilden aus und trainieren an den Unterwasserleiteinrichtungen. Die tadellosen Sichtweiten im See sind sein unglaubliches Plus. Brachte 2012 die Ehrung »Lieblingssee Sachsen« und Tauchfreundschaften in alle Welt, bis nach Südafrika. Selbst Herrn Bernhard vom Umweltamt nehmen sie kurzerhand mit zum Schnuppertauchen. Soll er doch seine Proben selbst nehmen...

Klar, dass den Delphinen nicht jeder Tauchgang nur die reinste Freude beschert. Sie finden verendete Tiere. Unrat. Harpunierte Welse. Sie mußten lernen, dass Blessrallen beim Fressen ganze Pflanzen ausreißen. Und so nicht nur mit den toten Stängeln das Seeufer überschwemmen, sondern mit den wenigen lebendigen Pflanzen der Sauerstoffhaushalt des Sees nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Dennoch gibt es immer wieder Reibereien mit fütternden Besuchern oder um nicht zu bekommende Jagdmeister, die die Tiere zahlenmäßig vorsichtig eindämmen.

Und sie müssen sich auch sonst mit den unterschiedlichsten Meinungen der anderen Seeanlieger, Interessenverbände und Stadtoberen auseinandersetzen. Den Badebereich selbst abtonnen. Papierkörbe reparieren, Hinweisschilder ersetzen, Bojen verankern. Surfer und Tretbootfahrer von ihrem Tauchbereich abhalten. Randalierer bändigen. Präsenz - Belehrung, Kontrolle und Ahndung durch Ordnungsamt oder Polizei wäre in dem einen oder anderem Falle sehr hilfreich. Um Außenwerbung zu betreiben, Sympatie und Verständnis zu wecken, Sponsoren zu gewinnen, Freude und Spaß an der Sache zu erhalten, gab und gibt es in den letzten Jahren eine Vielzahl ganz besonderer Events. Aktionen. Mitmach-Angebote. Die Arbeitsgruppe Eistauchen mit André Starke an der Spitze ist da nur ein Beispiel.

Ein Unterwasserkonzert hat es gegeben. Heißluft - Ballon - Starts. Nachteistauchen. Ostertauchen. Friedenstauchen mit über einhundert Tauben. Sie haben unter Wasser gehäkelt, geheiratet, Posaune gespielt. Und sie werden zum 20-Jährigen am 7. und 8. September das U-Boot Nemo bereithalten. Vielleicht eine Idee für Sie, liebe Leser, mal vorbeizuschauen.

Riesen Extra Dank und Anerkennung zum Zwanzigjährigen von allen Delphinen, Gästen des Tauchvereins, Sponsoren, Partnern und Freunden für unermüdlichen Einsatz, Ideen und Weitsicht, Beharrlichkeit und Teamgeist, Herz und Seele an: Dr. Petra Pfrepper, 20 Jahre Vorsitzende des Tauchsportvereins Leipziger Delphine e.V.; Sabine Beutel, langjährige unbestechliche Schatzmeisterin und Jürgen Reinz, zuverlässiger ideenreicher Stellvertretender Vorsitzende.

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