Grün-As

Mal nicht in die Glotze geschaut - dafür über den Tellerrand

Im Sinne der Satzung unseres gemeinnützigen Trägers, der Kindervereinigung Leipzig e.V., pflegt unser Schüler- und Freizeitclub unter anderem Kontakte zu international tätigen Organisationen und Einrichtungen. Dazu zählt auch die enge Zusammenarbeit mit dem Leipziger Ukraine Kontakt e.V.. Im April hatten wir über diesen Verein 15 ukrainische Kinder zu einem ungezwungenen und gemütlichen Nachmittag in unseren Club eingeladen, und sie sind gern gekommen.

Der tiefere Sinn dieser Clubveranstaltung bestand darin, einen bescheidenen, aber wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Die ukrainischen Kinder - alle sind leidgeprüfte Heimkinder aus dem Problemgebiet Tschernobyl - sollten auch von unseren Clubbesuchern ein Zeichen erhalten, dass uns ihr Schicksal nicht gleichgültig ist. Den deutschen Clubbesuchern hingegen dürfte hautnah klar geworden sein, dass es außer »Maschendroahtzaun«, »Pokémonfieber« und »Big-Brother« noch andere Probleme auf der Welt gibt.

Von Beginn an und trotz der Sprachschwierigkeiten haben sich die 10- bis 14- jährigen ukrainischen Kinder ganz prima mit unseren regelmäßigen Clubbesuchern verstanden. Die vom Clubrat vorbereiteten Bastelangebote nahmen sie gern an und bei Spiel und Spaß kamen sich die Kinder auf natürliche Weise näher. Maxim, der zufälligerweise einzige Junge unter den Gästen, wurde in die Mitte der Club-Gartenbahner genommen und mit »Armen und Beinen« in die Fernsteuerung der Modellbahn eingewiesen. Sein aufrecht gestellter Daumen sprach Bände! Marta und Anna entpuppten sich als »ausdauernde« Freunde des Computerspiels. Ihre ungelenken Bewegungen mit der Computermaus verrieten freilich ihr absolutes Anfängerdasein in dieser Sache, doch mit der teilweise rührenden Hilfe unserer Jungen beherrschten sie die Technik bald besser. Ebenso liebevoll umsorgte unser Clubrat die Mehrzahl der ukrainischen Mädchen, die sich der Wachsmalerei und dem Bemalen von Gipsfiguren widmeten. Jedes Mädchen erhielt wenigstens eine Figur, die es bestimmt noch lange an diesen schönen Nachmittag erinnern wird. Gemeinsames Spiel mit Federball, Tischtennisball oder dem Quattro-Flipper rundeten die Aktivitäten ab.

Zwischendurch war Teezeit und es gab selbstgebackenen »Clubkuchen«. Die ukrainischen Kinder zeigten sich sehr diszipliniert und äußerst dankbar. Ganz spontan erhob sich zuerst Maxim und danach Maja, um uns jeweils ein Ständchen aus ihrer Heimat zu singen. Das beeindruckte unsere deutschen Kinder in besonderer Weise und alle klatschten viel Beifall.

Als Dankeschön für unsere Einladung wollen sich die ukrainischen Gäste, wenn es auch nicht die selben Kinder sein werden, mit einem tollen Kulturbeitrag am 3. weltweiten Kinderprojekttag der Solidarität einbringen. An dieser von der 94. UNESCO-Projektschule organisierten Veranstaltung am 05. Juni 2000 präsentieren eine Jugendtanzgruppe und eine Gesangsgruppe aus der Ukraine ihr meisterhaftes Können.

Leider war dieser gemeinsame Nachmittag viel zu kurz. Zum Schluss wurden noch schnell Adressen ausgetauscht, so z.B. zwischen Katja und Jana auf der ukrainischen Seite und Katja und Sarah auf der deutschen Seite. Selbst wenn sich diese Mädchen nie wieder sehen sollten, wird dennoch ein unsichtbares Band der Solidarität zwischen ihnen bestehen. Unser Schüler- und Freizeitclub bedankt sich jedenfalls für die gute Zusammenarbeit mit dem Ukraine Kontakt e.V., und wir denken, noch weitere gemeinsame Aktivitäten ins Leben rufen zu können.

Gerald Walther
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