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Gesundheitsreform im Wandel der Zeit

Bild »Es ist schon lange her…«, so lautet meine Antwort zur Frage nach einer ersten »Gesundheitsreform«, die sich Menschen gaben. Es war etwa im Jahre 410 vor unserer Zeitrechnung als Patrizier (frei) und Sklaven (unfrei und rechtlos) die gesellschaftlich-soziale Struktur in Griechenland bildeten. Als Folge und Entwicklungsergebnis der solonschen Sozialreformen, war es der berühmte Arzt Hippokrates, der zum Begründer der wissenschaftlichen Medizin wurde und die Grundlage ärztlicher Ethik, Satzungen ärztlichen Verhaltens schuf und die Ärzteschaft durch einen Schwur dazu verpflichtete. Zur verbindlichen Grundlage für das Verhalten und Handeln der Ärzte wurde der Text einer Eidesformel, die er dazu schuf und selbst leistete.

»Der Eid des Hippokrates«. Dies ist eine fragmentarische Darlegung: Ich schwöre bei Apollon, dem Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakleia und allen Göttern und Göttinnen, die ich zu Zeugen anrufe, dass ich diesen Eid und diese Niederschrift nach bestem Wissen und Können erfüllen werde. Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern ehren… meinen Brüdern gleich halten und sie diese Kunst lehren, falls sie den Wunsch haben sollten, sie zu erlernen - und zwar ohne jede Vergütung. Ich werde die Grundsätze der Lebensweise nach bestem Wissen und Können zum Heil der Kranken anwenden, dagegen nie zu ihrem Verderben oder Schaden. Ich werde auch Niemandem eine Arznei geben, die den Tod herbeiführt - auch wenn ich darum gebeten werde und auch nie einen Rat in dieser Richtung erteilen.

Ich werde auch keiner Frau ein Mittel zur Vernichtung keimenden Lebens geben. Ich werde mein Leben und meine Kunst stets lauter und rein bewahren. In welche Häuser ich auch gehe, die werde ich nur zum Heil der Kranken betreten, unter Meidung jedes wissentlichen Unrechts und Verderbens und insbesondere jeder geschlechtlichen Handlung gegenüber weiblichen Personen, wie auch gegenüber Männern, Freien und Sklaven. Was ich in meiner Praxis sehe oder höre oder außerhalb dieser im Verkehr mit Menschen erfahre, was niemals anderen Menschen mitgeteilt werden darf, darüber werde ich schweigen in der Überzeugung, dass man solche Dinge streng geheim halten muss. Wenn ich mir diesen Eid rein halte und nicht entweihe, dann möge ich von meinem Leben und meiner Kunst Segen haben, bei allen Menschen zu jeder Zeit hoch geachtet.

Wahrhaftig, liebe Leserinnen und Leser, eine humanistische Großtat eines Arztes im Altertum, der man, so meine ich, das Prädikat einer »Gesundheitsreform« zubilligen kann. Eine Reform, deren Inhalt und Aussage ausschließlich dem Wohle des kranken Menschen dient und in wesentlichen Teilen bis zum heutigen Tag, die moralisch-ethische Grundlage für unser Arzttum ist.
Joachim Kasten

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