Grün-As

Seid bereit: Für Ordnung und Sicherheit

Um das Aufreger-Thema schlechthin - nämlich Ordnung und Sicherheit in Grünau - sollte es am 13. November bei einem Forum im Saal der Völkerfreundschaft gehen. Geladen hatte die Ortsgruppe der Linken, gekommen waren etwa 25 Interessierte. Vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass doch immer und überall gemeckert wird, wunderte sich gleich zu Beginn ein Grünauer über das scheinbare Desinteresse vieler Stadtteilbewohner. Bevor die kleine Runde nun ihre Probleme darlegen durfte, konnte Ordnungsdezernent Heiko Rosenthal als Gast der Veranstaltung ein paar einleitende Worte loswerden.

Bild Dies tat er, in dem er zunächst die Statistik dieses Jahres bemühte und zu dem Schluss kam, den viele zwar kennen, aber alle immer wieder gern hören: Grünau ist keine No-Go-Area, sondern ganz normaler Durchschnitt im Bereich der Kriminalität und Ordnungsvergehen.

Die größten Problembereiche im hiesigen Stadtteil seien nach Rosenthals Ansicht die illegale Müllablage an Wertstoffplätzen, nicht zugelassene Fahrzeuge im öffentlichen Raum, unangeleinte Hunde sowie deren Verunreinigungen auf Wegen und Grünflächen, Graffiti-Schmierereien und ruhestörender Lärm. Letzter Punkt war denn auch praktisch das Startsignal für genervte Anwohner der Stuttgarter Allee, die sich nicht damit zufrieden geben wollen, dass die Grünauer Flaniermeile zur beliebten Freiluftkneipe mutiert.
Eine Zumutung sei es, die vielen Trinker und deren Lärm ertragen zu müssen, darüber hinaus würden Berge von Müll hinterlassen und Frauen belästigt - die Polizei hätte anscheinend zu viel Angst sich gegen die Verletzer der öffentlichen Ordnung durchzusetzen. Bei Knöllchen und Blitzern werde doch auch hart durchgegriffen, warum dann nicht bei diesen Leuten. Abschließende Frage an Heiko Rosenthal: Warum kann man nicht, wie in anderen Städten, ein Alkoholverbot für solche Plätze aussprechen oder die Allee videoüberwachen lassen?

Rosenthal bestätigte zwar, dass solche Vorgehensweisen natürlich in der Verwaltung diskutiert, aber für nicht durchführbar erachtet wurden. Die Stadt setze stattdessen auf punktuelle Kontrollen. Aber, und damit sprach er einen ganz wunden Punkt der Stadt an, es gebe für ganz Leipzig gerade einmal 39 Beschäftigte im für solche Fälle zuständigen Stadtordnungsdienst. Das seien eindeutig zu wenig und er wünsche sich auch mehr Personal. Aber da das derzeit finanziell nicht machbar sei, appellierte Rosenthal an die Zivilcourage der Grünauer, die vielleicht nicht gerade bei dieser Problematik, aber bei anderen Delikten, wie illegaler Müllbeseitigung oder Graffitis, durchaus hilfreich wäre. Nicht umsonst gebe es beispielsweise das so genannte Ordnungstelefon, über das man Hinweise geben kann (Nr.: 123-8888). Lediglich zehn seien allerdings in den vergangenen elf Monaten eingegangen.

Bild Ein Thema fürs Ordnungstelefon sind sicherlich die scheinbar geduldeten Falschparker auf dem Fußgängerweg in der Alten Salzstraße im WK 8, über die sich ein Veranstaltungsbesucher mokierte. Auch dies sei ein Zeichen dafür, dass es klare Regeln gebe, die nur einfach strikter kontrolliert werden müssten. Gleiches gelte für den Leinenzwang gefährlicher Hunde. Die Vorgehensweise bei Letzterem begründete Rosenthal damit, dass die Stadt keineswegs zu lasch damit umgehe, sondern ganz gezielt auf Prävention statt Repression setze. Ein Grund dafür sei, dass diese Angelegenheit zwar für viele Menschen ärgerlich ist, aber dennoch ein Randthema darstelle...
Eine Quintessenz der zweieinhalbstündigen Diskussion wurde trotzdem gefunden: Man einigte sich darauf, es gutzuheißen, dass Bürgermeister Heiko Rosenthal die Zeit hatte, sich der Grünauer Sorgen anzunehmen. Im Gegenzug nahm er als Vertreter der Verwaltungsspitze mit ins Rathaus, dass die Bewohner des Stadtteils ein Sicherheitsdefizit empfinden und mit der Präsenz des Stadtordnungsdienstes nicht zufrieden sind. Weitere Gesprächsrunden mit Vertretern der Grünauer Polizei sollen demnächst folgen.

Klaudia Naceur
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