Grün-As

Foot of the Mountain von a-ha

Eingängige Melodien, hymnische Refrains und klar aufsteigende Gesangslinien sind das Markenzeichen der norwegischen Band a-ha, deren Songs sämtliche musikalische Klischees von Schwermut und Kargheit des hohen Nordens Lügen strafen. Mit ihrem aktuellen Album Foot Of The Mountain ist ihnen ein neuer Geniestreich gelungen, der nahtlos an ihr vorheriges Meisterwerk Analogue anknüpft und dennoch in Vielem neu ist.

Das gilt auch für die vorbildliche visuelle Gestaltung von Cover und Booklet: Blättern, Schauen und Staunen, während man die 10 neuen Songs auf Foot Of The Mountain genießt. Der typische a-ha-Effekt wie einst auf Analogue bleibt auch hier nicht aus: eine CD-Länge Musik, die wie im Fluge vergeht und zunächst ein beinahe ratloses »Na und?« provoziert, bevor sich die musikalische Vielfalt der ausgefeilten Stücke entfaltet. »Shadowside«, auf den ersten Blick ein harmonisch entspannter Popsong mit dezenter Elektronik, akustischer Gitarre und versponnen Streicherklängen, entpuppt sich erst auf den zweiten Blick als eindrucksvoller Beleg für die Fähigkeit, existenzielle Textinhalte als Kontrapunkt zur Musik einzusetzen: »I don't want to see myself descend into the shadowside again«.

Dem Vorgänger Analogue am nächsten stehen Songs wie »Nothing Is Keeping You Here« und natürlich die Hit-Single »Foot Of The Mountain«, die a-ha auf Anhieb den höchsten Charteinstieg in die Singlecharts seit ihrem Überhit »Take On Me« vor mehr als 20 Jahren bescherte. Eigentlich hätte »Riding The Crest« diese Ehre zuteil werden müssen, kommt doch dieser Song stilistisch besagtem Ohrwurm ziemlich nahe! Auf Foot Of The Mountain präsentieren sich die Jungs von a-ha erneut in Hochform, im Vergleich zum Vorgängeralbum mit deutlichem Einschlag hin zu elektronischen Sounds der 80er, gut zu hören in dem Song »Real Meaning«. Andreas Schultz

Wir Kinder Vom Bahnhof Soul von Jan Delay

Der Chefstyler aus Hamburgcity taucht auf seinem dritten Soloalbum noch tiefer und intensiver in den Funk-Kosmos ein. Nachdem Jan Delay vor drei Jahren auf Mercedes Dance bereits ausgiebig seiner Vorliebe für Funk-Sounds aller Art frönte, geht er diesmal noch eine Schritt weiter. Zusammen mit seiner Band und Co-Produzent Kasper »Tropf« Wiens (Dynamite Deluxe) hat er über ein Jahr lang an den zwölf neuen Songs gefeilt, bis selbst das letzte Detail genau passte. Das Ergebnis ist über weite Strecken schlicht atemberaubend.

Die Funk-Anteile wurde bei Stücken wie dem genialen »Überdosis Fremdscham«, dem mitreißenden Opener »Showgeschäft« oder »Oh Jonny«, der ersten Single, noch einmal deutlich erhöht. Man hört dem Album von ersten bis zur letzten Sekunde an, das hier eine in über 150 gemeinsamen Konzerten zusammengewachsene Band die Unterlage liefert. Der coolen Lässigkeit seiner Vorbilder Chic und Johnny Guitar Watson kommt Jan Delay auf Wir Kinder vom Bahnhof Soul dabei oft sehr nahe, ohne jemals seine musikalische Eigenständigkeit aufs Spiel zu setzen. Doch auch wenn er das Tempo mal ganz rausnimmt, wie zum Beispiel beim wunderschönen Klagelied »Ein Leben lang«, oder sich bei der Nummer »Abschlussball« als deutscher Prince versucht, garniert mit einer geschickt eingebauten Hommage an Falco, bleibt die Spannung stets im roten Bereich.

Jan Delay liefert mit Wir Kinder vom Bahnhof Soul ohne jede Frage sein bisheriges Solomeisterwerk ab, dessen Bandbreite immer wieder verblüfft, vom Partydiscofunk von »Rave Against The Machine« bis hin zu einem introvertierten Song wie »Little Miss Anstrengend«, der seine andere, oft sehr nachdenkliche Seite zeigt. Franz Stengel

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