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Bühne frei für die kleinen Paganinis

Einmalig in Leipzig: 70 Kinder spielen an Ringelnatz-Schule Geige

Spannungsvolle Erwartung im neuen Festsaal der Ringelnatz-Schule in Grünau: Mütter, Väter, Lehrer, Gäste ... - alle schauen zur Bühne und auch dort mischt sich Aufregung mit Stolz und Vorfreude. Gleich beginnt das Konzert, doch nicht irgendeines wird an diesem Winternachmittag erklingen, sondern das zweite große Dankeschönkonzert, mit dem Schüler, Lehrer und Erzieher allen Helfern, Freunden und Sponsoren eine besondere Freude machen möchten.

Daher sitzen zwischen den Eltern und Verwandten von Miriam, Lea, Tom, Lilly und den anderen Mädchen und Jungen Vertreter der Volksbank, der Stiftung Bürger für Leipzig sowie der Sächsischen Bildungsagentur. Sie alle haben ihren Anteil daran, dass Laura nach ihrem rechtzeitigen Einsatz schaut, Martin vorsichtshalber noch einmal die Saiten aufzieht oder Lea in den Noten blättert - kurz, dass etwas stattfinden kann, was in Leipzig einmalig ist. Denn einmalig ist es schon, wenn 70 Kinder einer ganz normalen Grundschule auf Geigen musizieren.

Das sollen uns andere erst mal nachmachen, ist auf ihren Gesichtern zu lesen. Doch Stolz hin, Stolz her - ohne die Sach- und Geldspenden hätten die Instrumente kaum angeschafft werden können. Schließlich lernen in der Grünauer Ringelnatz- Grundschule nicht nur einige, sondern alle Kinder der 3. Klasse im Rahmen des Musikunterrichtes ein Streichinstrument zu spielen.

Dass auch in den Klassen zuvor schon begeistert getanzt und musiziert wird, können die Besucher der Dankeschönveranstaltung ebenfalls erfahren. Die Mädchen und Jungen aus Grünau, Lausen und Klein - zschocher überzeugen mit Gedichten, Liedern und Tänzen und machen darüber hinaus Namensgeber Joachim Ringelnatz alle Ehre. Wenn der erleben könnte, wie vergnügt seine kleinen Nachfolger sämtliche Verse von »Topf und Pfann'« sprechen und dabei andere noch mit ihrer guten Laune anstecken - aus dieser Schule wäre der sächsische Eulenspiegel kaum geflogen. Denn natürlich wusste der Humorist, dass man fürs Leben lernt, erkannte er doch: »Das ABC ist äußerst wichtig. Im Telefonbuch steht es richtig.« So eine Art ABC der Musiklehre sind auch die Noten.

Ob es nicht schwer sei, sie zu lernen, möchten Besucher in den Konzertpausen wissen. »Es ist ein bisschen logisch«, erklärt Martin und beschreibt anschließend stolz sein Instrument: »Das ist fast so groß wie ich« - Martin lernt nämlich Cello. Das stehe auf einem Stachel und der wiederum in einem Kasten. Tom dagegen spielt Geige und zeigt, an welche Stellen er seine Finger setzen muss, bevor er die Violine wieder behutsam in das Futteral setzt.

Von interessierten Eltern umringt, sind in den Pausen jedoch nicht nur die musizierenden Hauptdarsteller, sondern auch die Pädagogen und Musiklehrer der Ringelnatz-Schule. Was Mütter und Väter schon spüren, dass ihre Kinder selbstbewusster geworden sind, wird ihnen nun bestätigt: »Ja, Singen und Musizieren wirkt positiv auf die kindliche Entwicklung«, sagt Anne Matthias. »Konzentration und Durchhaltevermögen werden trainiert«, so die Rektorin der musikbetonten Grundschule. »Die Schüler haben Erfolge und merken, Anstrengen lohnt sich - das ist ja ganz wichtig heutzutage. Zudem werden die Mädchen und Jungen auch emotional stabiler, sie gehen freundlicher miteinander um. Konflikte werden mit Worten geklärt. Darüber hinaus stärkt das gemeinsame Spiel auch die Gemeinschaft.«

Umso mehr freut sich die Leiterin, »dass durch die zahlreichen Unterstützer jedes Kind an der Ringelnatz-Schule ein Instrument lernen kann - unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Damit das so bleibt, werden für die folgenden Jahrgänge weiterhin Geld- oder Instrumentenspenden benötigt, um Honorare und Musikinstrumente auch in Zukunft zu sichern«, hofft die Pädagogin auf Förderer des besonderen Unterrichts. Dann ist die Pause schon wieder um: Bühne frei für die kleinen Paganinis.

Ingrid Hildebrandt
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