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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung

Grünau hat mehr Kita-Plätze als Kinder

Mit dem 1. August haben Eltern von Kindern unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung, sprich einen Krippenplatz, beziehungsweise bei Tagesmutti oder -vati. Viel ist darüber schon berichtet worden. Das Thema erhitzt die Gemüter - vor allem natürlich die vieler Eltern, die händeringend nach einem Betreuungsplatz für ihre Sprösslinge suchen.

Während in anderen Leipziger Stadtteilen die Unterbringungsmöglichkeiten in den letzten Jahren äußerst begrenzt waren und die Suche nach einem Kita- Platz den verzweifelten Eltern immer höhere Kreativität (Beispiele von Bewerbungsmappen oder -videos sind nicht selten) und auch finanzielle Opferbereitschaft (Kita-Platz gegen großzügige Spenden - auch das nicht selten) abverlangten, war die Lage in Grünau noch relativ entspannt. Das hat sich jedoch geändert.

Hört man sich in den insgesamt 21 Einrichtungen des Stadtteils um, so bekommt man immer wieder gesagt: »Wir sind dicht bis oben hin. Müssen Eltern abweisen, so Leid es uns tut.« Grün-As fragte im Jugendamt nach, warum das so ist und wie die Kommune im hiesigen Stadtteil tätig werden will.

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Wie hoch ist der Bedarf an Plätzen in Leipzig? Wie hoch in Grünau?
Jugendamt Leipzig
Gegenwärtig befindet sich die Bedarfsplanung für das Jahr 2014 in Erarbeitung. Kleinräumige Bedarfszahlen für Grünau liegen momentan für 2014 noch nicht vor. Laut Bedarfsplanung 2013 müssen zirka 26.200 Plätze vorgehalten werden.
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Wie viele Plätze stehen ab 1. August in Leipzig zur Verfügung?
Jugendamt Leipzig
Ab 1. August stehen in der Stadt Leipzig 21.680 Plätze für Kinder bis Schuleintritt in Kindertagesstätten, davon 5.638 Plätze für Kinder unter 3 Jahren und zirka 2.600 Plätze in Kindertagespflege (Tagesmütter und -väter Anm. d. R.) zur Verfügung. Im Stadtbezirk West stehen ab 1. August 2.359 Plätze für Kinder bis Schuleintritt in Kindertagesstätten, davon 601 Plätze für Kinder unter 3 Jahren zur Verfügung. Darüber hinaus wird auch im SBZ West Kindertagespflege angeboten.
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Wie viele Plätze hat die Stadt in den vergangenen Monaten aufgrund des Rechtsanspruches in Leipzig neu geschaffen? Wie viele davon in Grünau?
Jugendamt Leipzig
Seit Juni 2010 wurden in der Stadt Leipzig knapp 2.300 Plätze für Kinder bis zum Schuleintritt neu geschaffen, davon mehr als 200 im SBZ West, das entspricht einem Anteil von 9 Prozent an der Gesamtzahl der geschaffenen Plätze. (...) In Grünau wohnten im Juni 2013 zirka 2.200 Kinder unter 6 Jahren, das heißt: Hier stehen mehr Plätze in Kitas zur Verfügung, als für die wohnhaften Kinder benötigt werden würden. Aufgrund der großen Kitas und dem vielfältigen Angebot an Kindertagesstätten werden diese Einrichtungen auch von Eltern aus benachbarten unterversorgten Stadtteilen genutzt. Mit der Schaffung neuer Einrichtungen in diesen Gebieten wird sich auch die Versorgungslage in Grünau entspannen, da Eltern überwiegend wohnortnahe Angebote bevorzugen. Seit Januar 2013 wurden in der Stadt Leipzig 263 Plätze für Kinder bis Schuleintritt, davon 101 für Kinder unter 3 Jahren, neu geschaffen. In Grünau betrug der Zuwachs von Januar bis Juni 2013 knapp 50 Plätze, davon 18 für Krippenkinder.
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Wie viele werden in naher Zukunft in Leipzig noch geschaffen? Wie viele davon in Grünau?
Jugendamt Leipzig
Im Stadtbezirk West werden bis Ende 2014 voraussichtlich zirka 140 Plätze für Kinder bis Schuleintritt, davon zirka 40 für Krippenkinder neu entstehen. Die eigentliche Entlastung entsteht durch die gesamtstädtischen Kita-Neubauten.
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In Grünau gibt es ehemalige Kita-Einrichtungen, die ganz oder teilweise leer stehen. Ist es beabsichtigt, diese zu reaktivieren?
Jugendamt Leipzig
Die Reaktivierung leer stehender ehemaliger Kita-Einrichtungen stellt sich problematisch dar. Nach Schließung einer Kindereinrichtung entfällt deren Bestandsschutz, bei einer Wiederinbetriebnahme müssen deshalb alle Anforderungen, die an einen Neubau einer Kita gestellt werden, erfüllt werden. Das ist mit hohen Kosten verbunden, die zum Teil auch die eines Neubaus übersteigen können. Deshalb wurden leer stehende Trakte in bestehenden Kitas (z. B. Neptunweg; Weißdornstraße) reaktiviert oder Anbauten an bestehende Kitas geplant (Grünauer Allee 18 - Mitra e.V.). Für Grünau ist für 2015 im Deiwitzweg ein Neubau einer Komplexkita (Integrative und heilpädagogische Kita unter einem Dach) geplant.
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Was geschieht beispielsweise mit dem Gebäude Liliensteinstraße 1, das nach Auszug der Caritas ungenutzt sein wird?
Jugendamt Leipzig
Nach Auszug der Caritas wird die Nachnutzung des Gebäudes geprüft. Aufgrund des hohen Sanierungsstaus in der Liliensteinstraße 1 ist eine Entbehrlichkeitsprüfung geplant.
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Wann kann man sein Recht auf einen KG-Platz bei der Kommune geltend machen?
Jugendamt Leipzig
Nach § 4 SächsKitaG haben Eltern ihren Betreuungsbedarf in der Regel sechs Monate im Voraus bei der gewünschten Einrichtung und der Gemeinde anzumelden, um dem Anspruch auf das Wunschund Wahlrecht zu erhalten. Theoretisch kann der Bedarf mit Geburt des Kindes angezeigt werden. Eine spätere Anzeige stellt den Anspruch nicht in Frage, jedoch ist davon auszugehen, dass für die Anspruchserfüllung auch eine angemessene Frist zur Verfügung stehen muss.
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Welche Fahrzeit zur Kinderbetreuung gilt als zumutbar?
Jugendamt Leipzig
Eine konkrete Vorgabe wird durch den Gesetzgeber nicht formuliert. Hier sind die individuellen familiären Situationen sicher zu berücksichtigen.
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Müssen sich Eltern mit dem »erstbesten« Angebot zufrieden geben oder gibt es eine gewisse Wahlfreiheit?
Jugendamt Leipzig
Der Gesetzgeber formuliert mit § 4 SächsKitaG ein Wunsch- und Wahlrecht der Eltern. Danach haben die Eltern ein Wahlrecht, in welcher Kita oder Kindertagespflegestelle ... der Gemeinde ihr Kind im Rahmen der verfügbaren Plätze betreut werden soll. Dieses Recht der Eltern wird weder bezüglich des Ortes noch bezüglich des Trägers der Einrichtung beschränkt. Begrenzt wird das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern unter anderem durch die Kapazitäten der Kita oder Kindertagespflegestelle. Insbesondere besteht kein Anspruch auf eine bestimmte Einrichtung.
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