Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Leserbriefe

Refugees welcome

Zum Titelbild der Papierausgabe November 2015 schrieb uns Frank Schild:

»Seit gestern habe ich das Grün-As in der Hand und bin über das Titelbild sehr verwundert. Da ich kein Englisch kann, ist es mir nicht möglich die Aussage des Titels zu interpretieren. Ich habe keine Lust mit Hilfe eines Wörterbuches die Titelseite für mich lesbar zu machen. Bitte unterlassen Sie zukünftig englische Worte und bleiben Sie beim Deutsch in Ihrer Zeitung. Denken Sie daran, dass ca. 70% der Grünauer Bürger über 50 Jahre alt sind und die englische Sprache nicht beherrschen.«

Bild
Cover der Printausgabe 11/2015

»Der Titel erweckt den Eindruck, dass die Grünauer flüchten sollen (Familie mit Kind), um den Asylanten in Grünau Platz zu verschaffen. Denn mit diesem englischen Titel sprechen Sie nicht die Grünauer, sondern die Ausländer an. Noch sind wir Deutsche und demzufolge ist auch die deutsche Sprache anzuwenden. Vielleicht übersetzen Sie mir die Titelseite. Sollte Ihr Grün-As weiter mit englischen Titeln versehen werden, dann geht es ungelesen in den Papierkorb.«

Die Übersetzung des Titels unserer November-Ausgabe ist folgende: »Geflüchtete willkommen«. Es ist ein zur Zeit sehr gängiges Schlagwort und spiegelt zusammen mit der Unterzeile die momentane Situation ganz gut. Ja, und es sollen sich auch unsere ausländischen Nachbarn davon angesprochen fühlen. Da Sie offensichtlich des Englischen nicht mächtig sind, erklärt sich auch das Missverständnis, welches da anscheinend vorliegt: Das Bild suggeriert nicht etwa, dass Jemand fliehen soll, sondern dass diejenigen, die geflohen sind, willkommen geheißen werden. Wenn sich jetzt dadurch Grünauer der Generation 50+ aufgefordert fühlen, den Stadtteil zu verlassen, so täte uns das sehr Leid.

Zu unserem Titelthema »Geflüchtete in Grünau« schrieb und Jan Wilke einen sehr langen Leserbrief, den wir nur auszugsweise wiedergeben können:

»(...) Ich gehe mit Ihnen mit, wenn Sie sagen, man müsse hinter die Fassade 'Flüchtlinge' schauen. Aber genau hier fängt das Dilemma an. Wer ist Kriegsflüchtling, wer ist Wirtschaftsflüchtling? Solange die Medien nicht aufklären und nur einseitig berichten, werden Sie den 'Sozialschmarotzer' [sic] nicht aus den Köpfen der Menschen bekommen! Und dazu gehören auch solche Artikel, die alles blauäugig darstellen und nicht einmal Umfragen zum Thema führen.«

»Haben Sie sich schon einmal auf den Straßen in Grünau umgehört, in Arztpraxen, beim Discounter um die Ecke? Haben Sie die Ängste der älteren Bewohner wahrgenommen, die der Bewohner der Reihenhaussiedlungen? Sie selber haben vor nicht allzu langer Zeit in einem Beitrag geschrieben, dass Sie von der Stadt Leipzig in Bezug auf Informationsbeschaffung gern übergangen werden. Weil andere Journalisten den besseren Draht haben, Kumpelei haben Sie es genannt. Was meinen Sie also, wie sich der normale Bürger derzeit fühlt? Es fehlt Aufklärung, aber sie kommt nicht. (...)«

Wir haben in unserem Artikel über die Sachen informiert, die uns zu diesem Zeitpunkt bekannt waren. Es war immer unser Ansatz, die Grünauer über alle relevanten Themen ehrlich und offen zu informieren – auch wenn das als Monatsmagazin nicht immer tagesaktuell sein kann und schon gar nicht bei diesem Thema. Was sollen die Medien tun? Sollen sie die Ängste (auch wir sind nicht frei davon) thematisieren? Die werden doch ohnehin überall geäußert, wie Sie selbst aufgezeigt haben.

Uns ging es viel mehr darum, sie zu nehmen. In dem man beschreibt, was es bereits für Initiativen gibt und wie man selbst helfen kann. DAS ist doch das derzeit Wichtige, um eben nicht in Ghetto- Verhältnisse zu kommen. Und da muss Jeder mitwirken und sich nicht hinter seinen Bedenken verstecken. Wobei man auch klar sagen muss, dass viele Bedenken tatsächlich aus Vorurteilen und Nichtwissen resultieren.

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