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Chef des »THEATrium« wird neuer Indendant vom »Theater der Jungen Welt«

Seit dem 15. September 1999 steht es endgültig fest: Tilo Esche, der bisher die künstlerische Leitung des THEATriums innehatte, wird ab August 2000 neuer Intendant am »Theater der jungen Welt«. Somit ergreift ein »junger Wilder« das Zepter und wird frischen Wind in die eingefahrenen Gleise des Leipziger Kinder- und Jugendtheaters bringen. Er wurde aus einer Gruppe von über 60 Bewerbern ausgewählt und von der Findungskommission dem Stadträt vorgeschlagen.

Tilo Esche ist 32 Jahre und inszeniert derzeit an den Landesbühnen Sachsen in Radebeul. Er arbeitete bisher als Schauspieler und Regisseur in Bernburg, Wittenberg, Annaberg und Leipzig. Hier baute er im Grünauer KOMM-Haus mit einigen Theaterverrückten das Jugentheaterprojekt »GroßstadtKINDER« ehrenamtlich auf und schuf mit ihnen gemeinsam das erste Grünauer Theater - das »THEATrium«.

Grün-As
Herzlichen Glückwunsch!
T. Esche
Danke.
Grün-As
Wie waren die ersten Reaktionen auf Deine Berufung?
T. Esche
Sehr unterschiedlich. Zum größten Teil jedoch positiv.
Grün-As
Gibt es in zehn Monaten einen nahtlosen Übergang vom künstlerischen Leiter des THEATrium’s zum Intendanten des »Theater der jungen Welt«?
T. Esche
Nein, ich werde voraussichtlich am 31.Dezember 1999 meinen Vertrag im THEATrium beenden, dem großstadtKINDER e.V. aber weiter ehrenamtlich zu Verfügung stehen.
Grün-As
Gibt es schon einen Nachfolger für Dich?
T. Esche
Es gibt erste Überlegungen, genaueres kann ich im Moment noch nicht sagen.
Grün-As
Was sind die ersten Aufgaben, die gegenwärtig auf Dich zukommen?
T. Esche
Ganz oben steht die Mitarbeit am Projekt: »Theaterhaus am Lindenauer Markt«, um die Fertigstellung des großen Saales, mit dem die junge Welt erstmals seit 1989 wieder eine feste Spielstätte erhalten soll, zu beschleunigen. Vorgeschlagener Eröffnungstermin ist der 7.11.2001, der 55-Jährige Geburtstag des Theaters. An zweiter Stelle steht die konzeptionelle Vorbereitung der Spielzeit 2000/2001, sowie die Vorbereitung einer Inszenierung im Februar in Rumänien.
Grün-As
Stichwort »Konzept« - wie soll es aussehen?
T. Esche
Priorität haben die Schauspielinszenierungen, ergänzt durch das Puppenspiel, Kinder- und Jugendtheaterprojekte, sowie Events und Happenings, die Kinder- und Jugendkultur aufgreifen. Durch eine sorgfältige Differenzierung in Inhalten und im Einsatz der künstlerischen Mittel in Anbindung an die Altersgruppen, werden alle Inszenierungen in der gesamten Machart auch der für sie bestimmten Zielgruppen entsprechen.
In der inhaltlichen Konzeption des Spielplanes bilden relevante Themen des Alltages junger Leute die Hauptorientierung. Interaktive Formen der künstlerischen Arbeit - in Jugendtheaterprojekten und Workshops - sind wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Es wird ein neues Werbekonzept geben, das sich altersspezifisch am Lebensgefühl der jungen Leute orientiert.
Öffentliche Ausschreibungen werden initiiert, um z.B. jungen Autoren die Chance zu geben, ihre Arbeiten vorzustellen. Dabei wird das beste Stück von einer Jury ausgewählt und hat die Chance, uraufgeführt zu werden. Ausweiten könnte man diese Ausschreibung ebenfalls auf Theatermusik, Bühnenbild etc. Es wird Kooperationen mit Theatern in Leipzig und anderen Kinder- und Jugendtheatern in Deutschland und im Ausland geben.
Grün-As
Kannst Du ein konkretes Beispiel nennen?
T. Esche
Ja. Ein Vorschlag wäre, für die Spielzeit 2001/2002 zwei Schauspieler der jungen Welt an das Kinder- und Jugendtheater Puan in Korea zu entsenden, und im Gegenzug kämen zwei koreanische Schauspieler nach Deutschland. Diese Aktion könnte ohne zusätzliche Mittel bewerkstelligt werden und würde zur überregionalen Bedeutung des Theaters und zum Abbau nationaler Vorurteile beitragen. Die Bereitschaft aus Pusan liegt bereits vor.
Grün-As
Warum gerade Korea?
T. Esche
Weil es ein bestehender Kontakt aus meiner diesjährigen Teilnahme am Internationalen Forum Junger Bühnenangehöriger in Berlin ist, und weil es am Theater mit einer völlig anderen Tradition ist.
Grün-As
In Leipzig und Umgebung hat die junge Welt den Ruf, ein überaltertes Theater zu sein. Wie siehst Du das? Und wird es eine Veränderung der Personalstruktur geben?
T. Esche
Man muss über Veränderungen in der Personalstruktur nachdenken, unbedingt. Ein Kinder- und Jugendtheater, das von seinem Publikum ernst genommen werden will, muss selber jung sein.
Grün-As
Bedeutet das, es wird bald das »jüngste« Kinder- und Jugendtheater Deutschlands sein?
T. Esche
Nein. Denn auch hier entsteht lebendiges Theater erst durch den Dialog zwischen jung und alt, aber »junges Theater« sollte nicht nur Synonym für die künstlerische Auseinandersetzung mit Lebensgefühlen junger Menschen sein, sondern muss gleichzeitig eine Priorität in allen Arbeitsprozessen dieser Theatersparte darstellen.
Grün-As
Normalerweise bringt ein neuer Intendant seinen neuen »Stab« mit oder wechselt mindestens die Hälfte des Ensembles aus? Wie wird es bei Dir bzw. an der Jungen Welt sein?
T. Esche
Das ist so nicht vergleichbar, aber es wird mit der Stadt noch Verhandlungen geben, um Rahmenbedingungen abzustecken. Dies ist leider noch nicht abgeschlossen, deshalb möchte ich mich dazu nicht weiter äußern.
Grün-As
Du warst ja selbst einmal am Theater der jungen Welt als Schauspieler beschäftigt. Wie hat Hans Gallert es aufgenommen, dass Du sein Nachfolger wirst?
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T. Esche
Ich denke, es ist in Ordnung für ihn. Er hat mir jede mögliche Hilfe angeboten.

Grün-As bedankt sich für das Gespräch und wünscht Dir einen guten Start als neuer Intendant der »jungen Welt«, tolle Inszenierungen und ein gut funktionierendes Theaterhaus für Leipzig. Toi, Toi, Toi auf dem Weg durch die Mühen der Theaterebene.

Uwe Walther
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