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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Vergebene Müh'

Kritik zur Fotoausstellung »Im Westen nichts Neues«

Da glaubte mal wieder jemand, uns Grünauern den Spiegel vor Augen halten zu müssen: Von Ende Juni bis Anfang September war im Stadtteilladen Stuttgarter Allee die Ausstellung »Im Westen geht die Sonne unter« der 26-jährigen Fotografin Maria Klenner zu besichtigen. Diese beinhaltete 14 aktuelle Fotografien aus Grünau.

Sie haben die Ausstellung nicht gesehen? – Dann haben Sie nichts verpasst! Während das Aufmacher-Foto »Pferde« noch eine gewisse Originalität ausstrahlte und einen auf die anderen Bilder neugierig machen ließ, wirkten alle anderen Bilder auf mich nur stigmatisierend und bedienten gängige Klischees: Plattenbautristesse und Menschen, die im Leben nichts zu lachen haben. »Im Westen geht die Sonne unter.« Interpretiert man den Sonnenuntergang als das Ende eines warmen, hellen Tages und als den Beginn einer kühlen, finsteren Nacht, dann ist schon der Name der Fotoausstellung Programm.

Auf einem Foto steht ein alter Mann im mit Graffiti verschmierten Treppenhaus seines Hochhauses und schaut ganz finster drein. Klar: Er hat es verpasst, beizeiten hier wegzuziehen (»Einmal Grünau – immer Grünau.«) oder kann sich nichts Besseres leisten. Die Mindestrente gibt halt nicht mehr her; er steht eindeutig auf der Verliererseite des Lebens! Dass es sich bei dem Herrn auf dem Bild um den bekannten Grünauer Fotografen Harald Kirschner handelt, teilt einem zwar die Bildunterschrift mit. Ob der jedoch wusste, worauf er sich mit dem Foto einließ?

Ein weiteres Bild zeigt einen Blick ins menschenleere »Heizhaus«, die weit über die Grenzen unseres Stadtteiles bekannte Skaterhalle im WK 2. Volltreffer, Frau Klenner! Ich kenne das »Heizhaus« nicht als trostlosen Ort, sondern als beliebten Treffpunkt von Kindern und Jugendlichen, in dem immer mächtig was los ist.

Letztes Beispiel: Das Bild »Motorrad« zeigt ein solches, abgedeckt mit einer Regenplane vor einem Wohnblock des »Gutburg«-Mieterservices irgendwo im WK 4 oder 7. Was soll das? Spätestens hier würde mich die Fotografin wahrscheinlich ertappen: Ich verstehe ihre Kunst nicht...

Nun kann man einem Außenstehenden nicht vorschreiben, welches Bild dieser von Grünau zu haben hat. Dass dieses Bild eher ein negatives ist, daran haben wir uns im Kiez leider gewöhnen müssen. Im Falle der Fotoausstellung »Im Westen geht die Sonne unter« stellt sich aber die Frage, für wen Frau Klenner diese gemacht hat? Da die Ausstellung in Grünau gezeigt wurde, doch sicher für die Grünauer, oder? In diesem Falle waren es die falschen Bilder. Zweite Möglichkeit: Die richtigen Bilder, aber am falschen Ort. Dann wurde eindeutig die Zielgruppe verfehlt. Wirklich in Betracht kommt für mich nur Variante drei: Die Fotografin wollte einfach nur ihr Ego bedienen.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit Frau Klenner geopfert hat, bis sie ihre 14 Aufnahmen »im Kasten« hatte. Es war auf alle Fälle zu wenig, um Grünau in all seinen Facetten kennenzulernen und um damit ein vielseitiges Bild vom Stadtteil zu präsentieren. Letztendlich ist »Im Westen geht die Sonne unter« nichts anderes als der oberflächliche und herablassende Blick einer Außenstehenden, verbunden mit dem Gefühl, es im Leben zum Glück besser getroffen zu haben. Sie sind neugierig auf die Fotografin Maria Klenner geworden?

Unter www.mariaklenner.com kippt die junge Künstlerin ihr Leben und Schaffen der Menschheit vor die Füße. Ausschließlich auf Englisch natürlich. Im Gegensatz zu uns Grünauern ist Frau Klenner halt ein Weltbürger, eine Weltbürgerin natürlich! Eins sei abschließend noch erwähnt: Es ist kein Geheimnis, dass die Fotoausstellung mit öffentlichen Mitteln des städtischen Kulturamtes gefördert wurde. Schade drum! Das Geld wäre sicher in manchem Projekt im Stadtteil besser aufgehoben gewesen.

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