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Weitere sollen folgen...

Klingerschüler verlegen Stolpersteine

Dem Kölner Künstler und Initiator der mittlerweile europaweiten Aktion »Stolpersteine« Gunter Demnig sowie seinen lokalen Unterstützern stand am 9. September ein straffes Programm bevor.

Insgesamt 29 kleine Pflastersteine mit Messingschild sollten an jenem Tag im gesamten Stadtgebiet feierlich verlegt werden. 29 Schicksale, darunter so bekannte wie die von Alfred Kästner, dem Kommunisten, der in den letzten Kriegstagen von der Gestapo erschossen und nach dem im Leipziger Süden eine Straße benannt wurde. In eben jener Straße vor dem Haus Nr. 20 stolpert man fortan über seinen Namen.

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Stolperstein

Die Namen Berta Rosenfeld und Rosa Szya kennt hingegen kaum jemand. Sie waren zwei ganz normale Mädchen, die einst die Max-Klinger-Schule in der Karl-Heine-Straße besuchten und in den Augen der Nazis den Makel hatten, Jüdinnen zu sein. Dies allein degradierte sie zu unwertem Leben und führte letztendlich zu ihrer Verfolgung, Vertreibung, Deportation und Vernichtung.

Sie und die meisten ihrer engsten Verwandten: Ermordet in Belzec, Neuengamme, Auschwitz, Lodz, Stutthof. Orte des Grauens, die jedem Schüler irgendwann einmal im Geschichtsunterricht begegnen und die umso eindrucksvoller im Gedächtnis bleiben, wenn sie in die eigene Lebenswirklichkeit eindringen.

So wie in die der siebenköpfigen Projektgruppe der Max-Klinger-Schule. Die Jugendlichen des Grünauer Gymnasiums recherchierten nicht nur die Schicksale ihrer ehemaligen Mitschülerinnen, sammelten Spenden für insgesamt 13 Stolpersteine, sprachen mit jetzigen Bewohnern jener Häuser, in denen Roas und Berta zuletzt mit ihren Familien lebten, sondern beteiligten sich neben Schülern des BSZ 12 auch aktiv an der Verlegung der steinernen Erinnerungsmale.

Der 9. September ist für sie zwar der bisherige Höhepunkt ihrer Projektarbeit, aber noch lange nicht das Ende. Auf zehn weitere Namen von jüdischen Schülerinnen, die die Einrichtung in der Zeit der NS- Diktatur besuchten, sei man bei der Erforschung der Schulgeschichte gestoßen.

Die Spendenaktion, die weit mehr als die erforderlichen 1.600 Euro erbrachte, ist zusätzlicher Ansporn. Denn darin sind sich alle einig: Weitere Steine sollen folgen.

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