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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Gedenkwege als Teil der lebendigen Erinnerung

Schneeblumen-Gedenkweg am 13. April / Gedenken an die Opfer der Todesmärsche am 3. Mai

Im eisigen Aprilregen der Nacht des 13. April 1945 wurden 1500 Zwangsarbeiterinnen vom Frauenaußenlager KZ Buchenwald, Wolfswinkel / Markkleeberg durch die Randbezirke Leipzigs in Richtung Tschechien getrieben, um die Unrechtsspuren vor den heranrückenden alliierten Truppen zu verbergen. Viele der zirka 1250 ungarischen Jüdinnen und zirka 250 französischen politischen Gefangenen überlebten den Marsch nicht. Für Andere war es ein entbehrungsreicher Weg in ein neues Leben.

70 Jahre danach lädt der Verein Flügelschlag Werkbühne gemeinsam mit dem Notenspur-Förderverein dazu ein, den ersten Teil des Weges gemeinsam zu gehen, den die Gefangenen in Holzschuhen ohne ausreichende Kleidung und Nahrung laufen mussten. Der Schneeblumen-Gedenkweg beginnt am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers im Markkleeberger Equipagenweg wo die Frauen damals stundenlang auf dem Appellplatz ausharren mussten, bevor das Signal zum Abmarsch kam.

Wie 1945 wollen die Organisatoren in der Abenddämmerung starten und in die Nacht hineinlaufen und dabei dem ersten, etwa acht Kilometer langen Wegabschnitt der Frauen folgen. Der Gedenkweg wird keine Demonstration im üblichen Sinne sein, sondern eher den Charakter eines Pilgerweges tragen: nachdenklich und besinnlich, friedlich und vertiefend. Die Namen der Frauen aus der Deportationsliste werden am Wegrand an verschiedenen Punkten verlesen. Keine soll vergessen sein.

An anderen Punkten wird Musik erklingen und es werden Texte gelesen, die den Frauen wichtig waren. Zum Abschluss des Gedenkweges, auf dem Gelände der »Scheune« in Stötteritz, wird der Rabbiner der israelitischen Religionsgemeinde Leipzig, Zsolt Balla singen – auch dies ein Hoffnungszeichen.

Am 3. Mai, um 10 Uhr nimmt der Bund der Antifaschisten (BdA) an eben jenem Ort die Spur der Frauen wieder auf und lädt zum alljährlichen Gedenken an die Opfer der Todesmärsche. In den voran gegangenen beiden Jahren hatte die traditionelle Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Außenlager Schönau an der Grünauer Parkallee seinen Ausgangspunkt.

An jener Stelle, an der 500 jüdische Frauen und Mädchen aus Ungarn interniert waren, die in den nahen ATG-Werken Zwangsarbeit verrichten mussten. Im Leipziger Westen mit seinen unzähligen Fabriken und Rüstungsbetrieben schufteten Abertausende für den Endsieg der Nationalsozialisten. Im Osten sah dies nicht anders aus. Der BdA möchte auf seinem diesjährigen einstündigen Gedenkmarsch in Leipzig an einigen dieser Stätten Halt machen und sie somit in den Fokus längst vergessener und vielfach ignorierter Stadtgeschichte rücken.

Was waren das für Betriebe? Was ist aus ihnen geworden? Was waren das für Menschen, die hier arbeiten mussten? Wo kamen sie her? Wie war ihr weiteres Schicksal? Im Anschluss startet wie gewohnt ein Bus nach Bennewitz, um von dort weiter zu Fuß nach Wurzen zu laufen, wo der Marsch endet. Zudem ist eine alternative Route per Rad in Vorbereitung. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, Erinnerung lebendig zu machen.

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