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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

»Hellwaches« modernes Schlaflabor in der Robert-Koch-Klinik

Acht neue Polysomnografie-Plätze erfassen Daten zur Schlafstruktur

»Liebling, Du schnarchst!« – Ein Klassiker. Aber leider ist die Anzahl unterschiedlichster Schlafprobleme viel größer. Die einen können nicht einschlafen. Andere schlafen nicht durch. Und einige ad hoc am Tage.

Und im schlimmsten Fall setzt im Schlaf kurz die Atmung aus. Das Schlaf-Apnoe-Syndrom. Die Atempausen können 30 bis 45 Sekunden betragen und unterbrechen gefährlich die Sauerstoffversorgung. Die Folgen regelmäßiger Schlafstörungen sind gravierend.

Sie führen zu Tagesschläfrigkeit oder Konzentrationsstörungen. Gereiztheit oder Störungen in der Tagesroutine bahnen sich an. Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen treten auf. Die Gefahr für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall steigt. Sekundenschlaf ist für 50 Prozent der Verkehrsunfälle verantwortlich und ein ebensolches Risiko für Arbeitsund häusliche Unfälle.

Die Schlafqualität ist eng mit unserer persönlichen Gesundheit, unserer Lebensqualität verbunden. Und wird in der Medizin durchaus ernst genommen. Einiges für besseren Schlaf kann man selbst beitragen. Die Mediziner raten zu aufmerksamer »Schlafhygiene«. Regelmäßigkeit beim Zu-Bett-Gehen, eine harmonische Schlafsituation ohne äußere Reize (Lichtquellen, Geräusche, Temperatur, Matrazenqualität ...), kein extremer Sport, Kaffee, Rauchen oder Alkohol vor dem Einschlafen (es sind Stimuli, man wird kurzzeitig vielleicht müde, wacht aber vermehrt auf).

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Der 14-jährige Lorenz demonstriert die Datenerfassung.

Kommt man allein nicht weiter, sollte man sich an seinen Hausarzt wenden. Dieser wird in einer ersten Anamnese all diese Dinge abfragen, ausschließen oder weitergehend untersuchen. Oft ist dann die Überweisung zum Facharzt der unumgängliche nächste Schritt. Der Hals-Nasen-Ohren-Spezialist kann abklären, ob physiologische Besonderheiten ursächlich sind (Unterkieferfehlstellungen, Nasenpolypen, Dysfunktionen derZungenmuskulatur ...). Der Psychologe kann helfen, wenn seelische Belastungen vorliegen (Trauer, Trennung, Stress im Job ...). Internisten klären organische Beschwerden ab (Blutdruck, Herzfrequenz, Schilddrüsenfunktion ...).

Mit dem Besuch beim Facharzt ist oft ein »ambulantes Screening« verbunden. Nach einer kurzen Einweisung werden mittels leicht anzulegender Sonden aus dem sogenannten »Schlaf- Koffer« Herz-Kreislauf-Daten über Nacht erhoben und tags darauf ausgewertet. Hier weist sich meist schon der Weg zur weiterführenden Therapie oder zur notwendigen Untersuchung in einem Schlaflabor.

Chefarzt Dr. Thomas Köhnlein verfügt in der Grünauer Robert-Koch-Klinik über acht neue moderne Behandlungsplätze. »Wir zeichnen hier das Schlafverhalten des Patienten im Video auf und messen dessen Schlafstruktur in einem Hypnogramm.« Leicht- und Tiefschlafphasen wechseln vier- bis sechsmal nachts mit Phasen des Traumschlafs. Das ist physiologisch bedingt. »Wer aber keinen Tiefschlaf erreicht«, so Dr. Thomas Köhnlein weiter, leidet unter gestörter Schlafstruktur und damit unter gestörter Schlafqualität.»

Die Mediziner unterschiedlicher Fachbereiche bieten inzwischen eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten an. Unterkieferschienen, Zwischenkieferplatten oder Überdruckmasken können helfen. Operative Eingriffe zur Begradigung der Nasenscheidewand oder zur Entfernung von Polypen und Mandeln sind möglich. Sogar Zungenschrittmacher gibt es heute schon, die ein Training der Zungenmuskulatur stimulieren, um ein nächtliches Verschließen des Rachenraumes in Rückenlage zu vermeiden.

Herzschrittmacher, Neueinstellung bei Diabetes und andere Therapien oder operative Eingriffe gehen den Ursachen auf den Grund. Auch eine geeignete Medikation oder Psychotherapie kann helfen, die Schlafqualität zu verbessern. «Immer aber ist es unbedingt notwendig, die eigentliche Ursache der Schlafstörung aufzuspüren und zu behandeln. Deshalb», so Chefarzt Thomas Köhnlein, «ist die Zusammenarbeit mit dem behandelnden Hausarzt und dem beteiligten Facharzt für uns von großer Bedeutung.»

Nach offiziellen Schätzungen greifen 36.000 Sachsen regelmäßig zur Selbstmedikation. Verordnen sich selbst Stimuli, um im Job besser durchzuhalten und greifen zu Schlaftabletten, um die nächtliche Ruhelosigkeit zu betäuben. Eine Tendenz, die sich gefährlich auf die Gesamtgesundheit und die Alltagstauglichkeit auswirkt. – Therapie ist auf Langzeitwirkung ausgelegt. Nehmen Sie sie an.

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