Grün-As

Preis der Leipziger Buchmesse 2008

Ein hartes Stück Arbeit liegt hinter den Jurymitgliedern des »Preises der Leipziger Buchmesse«: Über 750 Bücher sichten, diskutieren und letztlich aus den drei Kategorien die jeweils besten Titel auswählen. Der »Preis der Leipziger Buchmesse« wird in diesem Jahr bereits zum vierten Mal vergeben. Prämiert werden herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen. »Mit dem Preis würdigen wir nicht nur die Arbeit der Verlage und des Buchhandels, sondern wir geben den Lesern auch Empfehlungen«, so Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. Die Auszeichnung der besten Frühjahrs-Bücher in den Kategorien »Belletristik«, »Sachbuch/Essayistik« und »Übersetzung« ist zu gleichen Teilen mit insgesamt 45.000 Euro dotiert. Unterstützt wird der »Preis der Leipziger Buchmesse« durch den Freistaat Sachsen sowie die Stadt Leipzig.

Belletristik

Bild Die Nacht, die Lichter. Stories von Clemens Meyer
Er setzt alles auf eine Karte, der Hundebesitzer, der auf der Rennbahn sein Geld verwettet, um eine teure OP zahlen zu können. Sie will es allen zeigen, die junge Frau, und sich vom Flüchtlingsschiff in die erste Liga hochboxen. Sie reden eine Nacht lang, der junge Mann und eine alte Freundin, haben einander zufällig wiedergetroffen, sie denkt vielleicht an ein gemeinsames Leben, doch er weiß, dass es anders kommen wird. Clemens Meyer erzählt von der Hoffnung, einmal im Leben den großen Gewinn einzustreichen, von dem Willen, etwas aus sich zu machen, und der verpassten Liebe. Seine Geschichten spielen in der stillen Wohnung, in der Lagerhalle und am Fluss. Seine Helden sind dem Leben ausgesetzt, es sind die Heimatlosen und Träumer, die die nächtliche Stadt durchstreifen. Meyer trifft die Töne unserer Zeit: In seinen rauen, präzisen und zarten Sätzen spricht er von verlorenen Illusionen, von Sehnsucht und Einsamkeit.

Sachbuch/Essayistik

Bild Wäre es schön? Es wäre schön! Mein Vater Rudolf Herrnstadt von Irina Liebmann
Wäre es schön? Es wäre schön! ist die Biographie eines restlos engagierten Menschen, dessen Anliegen es war, das aktuelle Weltgeschehen begreifbar zu machen, den Krieg zu beenden und in Deutschland einen Neuanfang zu wagen. Rudolf Herrnstadt (1903-1966) war der sprachgewaltige und bekannteste Pressemann der Ostzone und der frühen DDR, bevor er aus der SED ausgestoßen und in die Provinz verbannt wurde. Aus einer bürgerlichen jüdischen Familie im oberschlesischen Industrierevier stammend, hatte er den aufziehenden Faschismus früh erkannt und beschlossen, nicht zu fliehen, sondern gegen ihn zu kämpfen. Er wurde Kommunist, verzichtete auf eine persönliche Karriere und ließ sich stattdessen von seiner Partei dort einsetzen, wo er gebraucht wurde. Der Bogen seines Lebens wie auch seiner Schriften führt von Berlin über Prag und Warschau nach Moskau und wieder zurück nach Berlin, wo er im Mai 1945 mit der Roten Armee eintrifft und die ersten Zeitungen Berlins mit aufbaut, dann die Presse der Ostzone. In der frühen DDR wird er die Parteizeitung leiten, ihre Propaganda offensiv vertreten, aber seine Position auch immer nutzen, um Neues in Gang zu bringen. Er wird der Erste sein, der öffentlich nach mehr Demokratie ruft und einen achtungsvollen Umgang mit den Menschen fordert. 1953 wird er als»Feind der Partei«aus der SED ausgeschlossen und seitdem totgeschwiegen. Das Buch belegt die Spannweite dieses Lebens - vom Warschau der Vorkriegszeit bis zum Trümmerbild von Berlin, von Moskau im Krieg bis zum Aufbau der Stalinallee. Irina Liebmann entdeckt ihren Vater als Akteur der Zeitgeschichte, geprägt von Faschismus und Krieg und der Hingabe für die Sache des Kommunismus, die tragisch endete.

Übersetzung

Preisträger ist Fritz Vogelgsang für seine Übertragung und Edition von Joannot Martorells »Roman vom Weißen Ritter Tirant lo Blanc« (S. Fischer Verlag)
Ausgezeichnet wird mit dem Preis Vogelgsangs jahrzehntelanger Einsatz für ein Werk, das in der altkatalanischen Sprache des Königreichs Valencia 1490 erschien und nun erstmals vollständig dem deutschsprachigen Leser vorliegt. Das Großepos, das auf 1.600 Seiten die abenteuerliche Reise des weißen Ritters und seinen Kampf für die Befreiung Konstantinopels schildert, bezeichnete Cervantes »als, aufgrund seines Stils, besten Roman der Welt«. Vogelgsang hat Martorells Altkatalanisch in eine elegante und mustergültig moderne deutsche Sprachform gebracht. In seinem Text kommt das Farbige, Unterhaltsame, Spannende dieses ersten realistischen Romans perfekt zur Geltung.

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