Grün-As

Leserbrief

Trinkerstellen

Liebe »Grün-As«-Redaktion, diese Leserbrief (Zuschrift zum Thema »Urbanen Wald«, Anm. der Red.) sprüht ja förmlich vor lauter »Gift und Galle«, und aus der Wortwahl (angestammte Trinkergruppe, stabile Horde, Szene) kann ich nur Vorurteile erkennen.

Ich wohne direkt im Zentrum von Grünau und kenne diese »Zielgruppe« ebenfalls, aber wo sollen diese »armen Schweine« denn nur noch hin? Diese Leute werden wie »Aussätzige« behandelt, und von Seiten der Stadtverwaltung wird alles getan, um diese »Außenseiter der Gesellschaft« zu vertreiben. Vor wenigen Jahren war Grünau noch sehens- und lebenswert. Viele Bänke, vor allem auch rund um die Bäume, luden zum Verweilen, Ausruhen und Plaudern ein, doch dann wurden diese rigoros abgebaut. Man hoffte wohl, dadurch die »Trinkergruppen« zu vertreiben, doch diese Leute sind mitunter auch sehr standhaft, und ein paar Steineinfassungen um Bäume sind zum Hinsetzen ja noch verblieben.

Jedenfalls ist es jetzt für die Anwohner und Besucher ein trostloser Anblick, wenn man die vielen »zurückgebauten« Bänke sieht. Selbst unmittelbar vor dem Eingang zum Allee-Center hat man aus den Dreisitzern kurzerhand »Einsitzer« gemacht, was total beschissen aussieht. Das »Problem« wurde dadurch aber nicht gelöst, und ich meine, dass wir alle viel toleranter sein sollten. Diese paar »Trinker« sind in der Regel doch recht friedlich und kein Vergleich zu randalierenden Halbwüchsigen und Jugendlichen, die mangels sinnvoller Freizeitangebote zum »Herumlungern« verurteilt sind.

Wie wäre es denn, wenn wir das Gespräch mit diesen Leuten suchen und nicht nur immer wieder die Vorurteile schüren würden? Gibt es denn keine Streetworker, die diese Menschen ansprechen können? Man könnte es zumindest versuchen, so auf Ordnung und Sauberkeit Einfluss zu nehmen.

Bestimmt sind nicht alle uneinsichtig, und vielleicht erziehen sich diese »Kandidaten« sogar gegenseitig dazu, die Abfallbehälter und die öffentlichen Toiletten zu benutzen.
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Rödiger

Anmerkung

Derzeit wird geprüft, ob ein Projekt der Aufsuchenden Straßensozialarbeit, wie es das in Lindenau bereits gibt, auch in Grünau gefördert und durchgeführt werden kann. Dort werden »Trinkergruppen« betreut und sorgen beispielsweise selbstständig für Ordnung und Sauberkeit an ihren Treffpunkten. »Grün-As« fragt noch einmal nach.

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