Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Aktiv gegen Einsamkeit

Vielfältige Möglichkeiten für Senioren

Sie haben ein Leben lang gearbeitet und sich auf einen schönen Lebensabend gefreut. Nun verbringen sie ihn oft einsam. Warten darauf, was der Tag so bringt. Ablenkung bietet oft nur das Fernsehprogramm. Menschliche Nähe? Fehlanzeige.

Von Einsamkeit betroffen sind vor allem ältere Menschen, die ihren Lebenspartner verloren haben und entfernt von ihrer Familie leben. Denn oft wohnen Kinder und Enkelkinder weit weg. Wohnen Angehörigen in der Nähe, werden meist nur wenige Stunden mit ihnen verbracht. Viele Einsame vermissen tiefe Freundschaften und Gespräche, in denen sie sich austauschen, gemeinsam lachen können. Eine traurige Angelegenheit.

Denn wer einsam ist, stirbt auch früher. Aktuelle Forschungsergebnisse belegen: Einsamkeit schadet so sehr wie Rauchen oder Fettleibigkeit. Zahlreiche Studien belegen: Wer einsam ist, erkrankt häufiger als andere an Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen und Demenz. Einsamkeit ist zudem ansteckend und breitet sich wie eine Epidemie aus – nicht nur Singles und Alleinstehende sind davon betroffen, sondern auch Verheiratete.

Dabei ist das Bedürfnis nach Nähe und sozialen Beziehungen ein menschliches Grundbedürfnis, genau wie Essen, Trinken, Schlafen. Soviel sei gesagt: Allein zu sein bedeutet nicht immer, sich auch einsam zu fühlen. Entscheidend dafür, ob das Alleinsein als Einsamkeit empfunden wird, ist vor allem eines: ob die Situation freiwillig gesucht wurde oder ob sie von außen auferlegt wurde. Ein Alleinsein, für das man sich selbst aus freien Stücken entschieden hat, wird oft als sehr befreiend und wohltuend erlebt. Einsamkeit ist also das, was wir subjektiv empfinden: Der Mangel an sozialen Kontakten, an emotionalen Bindungen.

Ältere Menschen, die über ein intaktes Netz von Sozialkontakten verfügen, empfinden das Alleinleben nicht als Belastung. Was schützt, ist also ein gutes soziales Netzwerk. Auch mit 60 plus lässt sich das noch knüpfen. Wie? Da haben Fachleute aus sozialen Berufen ein paar alltagstaugliche Tipps: Das Beste erwarten. Positiv denken. Hoffnung haben. Lieber wenige, aber dafür wichtige und intensivere Kontakte pflegen. Also aktiv werden, sich einen Verein suchen, ein Ehrenamt übernehmen und erleben, dass man gebraucht wird und etwas bewegen kann.

TIPP 1 - Auf nach Meyersdorf

Viele Grünauer kennen schon das Netzwerk älterer Frauen in der Herrmann-Meyer-Straße 38. Liegt es doch gleich vor den Toren von Grünau. Viel Gutes lässt sich über den Verein sagen. Doch wo anfangen, wo aufhören? Eins sollte aber unbedingt erwähnt werden: Dieses Netzwerk ist in Leipzig der einzige Verein für Ältere, der auch sonnabends geöffnet hat.

Genannt werden sollte unbedingt das Meyersdorfer Frühstück. »Das ist eine monatliche Gesprächsrunde zu verschiedenen aktuell-politischen und gesellschaftlichen Themen«, so Netzwerk-Leiterin Gisela Kurtz. Dabei wird referiert und diskutiert. Wir laden Persönlichkeiten ein, die zum jeweiligen Thema kompetent Stellung beziehen. Besondere Fragen beantworten, Anregungen geben und beraten.

Neu ist die samstägliche Gesprächsreihe »Frauen aus unserer Mitte und ihre soziale Teil habe«. Aufmerksam machen möchte Gisela Kurtz auf die Veranstaltung »Eine Liebeserklärung an Gisela May« am 3. März. »Sie spricht sicher das Herz vieler Älterer an.«

www.netzwerk-frauen-sachsen.de

TIPP II - Gemeinschaft groß geschrieben

»Ich freue mich über jedes neue Gesicht«, sagt Marco Pazzi, Leiter des Seniorenbüros West der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Leipzig-Stadt. Sieht er Interessierte vorm Schaukasten in der Stuttgarter Straße 18 stehen, ergreift er schon mal die Initiative. »Ich gehe raus, übergebe ihnen einen Flyer, sage: ,Besuchen Sie unsere Veranstaltungen. Wir freuen uns immer über Zuwachs.‘ Leute zwischen 60 und Mitte 90 fühlen sich bei uns wohl.« Stimmt: Ob Frühstücks-, Sportoder Skatrunde, ob Selbsthilfegruppe, Gedächtnistraining oder Lesecafé – die Palette der Angebote ist vielfältig.

www.awo-leipzig-stadt.de/begegnungsstaetten/seniorenbuero-west

TIPP III - Gemeinsam lachen

»Spott frei«, heißt es beim Seniorenkabarett »Die Spottvögel«. Einem Ensemble der besonderen Art. Besonders deshalb, weil das Durchschnittsalter der Mitwirkenden ziemlich genau mit dem derzeitigen Renteneintrittsalter übereinstimmt. Doch anstatt nach einem erfüllten Arbeitsleben nur in die Röhre zu gucken und mit den Nachbarn über ihre Krankheiten zu reden, denkt sich die Oldie-Truppe kleine Alltagsgeschichten aus Sicht der reiferen Mitbürger aus. Nachdenklich, spaßig, übermütig. Ein Leckerbissen für alle, die Kabarett mögen. Genießen lässt er sich im Grünauer KOMMHaus, wo die spöttischen Oldies nicht nur ihre Proben-, sondern auch ihre Auftrittsbühne haben.

www.spottvögel.de

TIPP IV - Angebote der Stadt Leipzig für bedürftige Senioren

Senioren, denen wenig finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, nutzen die kostenfreien Angebote in der Stadt. So zum Beispiel die offenen Tage an den Museen. Die städtischen Museen haben einmal monatlich Mittwoch freien Eintritt. Darüber hinaus gewährt der Leipzig-Pass für Ältere, deren Rente nicht so üppig ist, rabattierte Eintritte in zig Kulturbetrieben.

Weitere Informationen zum Thema Senioren finden sich auch auf der Internetseite der Stadt Leipzig unter www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/senioren.

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