Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

»Wir kommen bei Wind und Wetter«

Spielmobil »Peter Pan« jeden Montag an der Ratzelwiese im WK 8

An einem Montagnachmittag, Anfang Februar, gegen 15 Uhr: Es ist trüb und vor allem eiskalt. An der Ratzelwiese im WK 8 steht ein knallgrüner Transporter. Davor – mitten auf dem viel belaufenen Weg zwischen Wohnblöcken, Einkaufsmarkt und Straßenbahnhaltestelle liegen jede Menge Spielsachen. »Peter Pan« hat den westlichsten Zipfel Grünaus geentert.

An Bord des Spielmobils, das den Namen des Jungen trägt, der nie erwachsen werden möchte, sind die Sozialpädagogin Franziska Friebel und der Kunstpädagoge Christian Rug. Seit Jahresbeginn steuern sie nun einmal in der Woche den Stadtteil an und haben bereits ihre Stammkunden. »Ja, das ist wirklich verrückt. Ein paar von den Kids kommen vom ersten Tag an. Da haben sich schon persönliche Kontakte entwickelt«, meint Christian Rug.

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Spielmobil Peter Pan mit Christian Rug und Franziska Friebel

Er hat sich heute besonders dick eingepackt: Wattehose, doppelt behandschuht, Mütze, Kapuze, Gesichtsschutz und die festesten Schuhe, die er finden konnte. Seine Kollegin ist nicht minder eingemummelt. Winterfest sind einige der jungen Besucher hingegen ganz und gar nicht – ohne Mütze, Handschuh, Schal in Turnschuhen und dünnen Jacken. Für die Mitarbeiter der Kindervereinigung Leipzig e.V., in dessen Verantwortung das Spielmobilprojekt steht, ist dieser Anblick leider keine Seltenheit. »Wir kommen bei Wind und Wetter. Und die Kids natürlich auch – aber eben oft nicht witterungsgerecht angezogen«, erzählt Franziska Friebel von ihren Erfahrungen.

An diesem Tag haben sie extra Handschuhe dabei, mit denen sie die verfrorenen roten Finger eines Zehnjährigen aufwärmen. Er gehört zu einer Gruppe von Jungs, die regelmäßig das neue Freizeitangebot nutzen. Beinah könnte man sagen, dass diese Kinder sogar der Auslöser dafür sind, dass es überhaupt nach Grünau kam. Martina Lück vom Gesundheitsprojekt »Grünau bewegt sich« ist mit ihrem Projektladen »Bewegungsmelder« seit drei Jahren vor Ort.

Dabei ist ihr immer deutlicher geworden, dass es an Freizeitmöglichkeiten im WK 8 fehlt: »Die Kids standen bei mir im Laden und ich konnte mich nicht adäquat um sie kümmern. Wir haben dann bei jeder passenden Gelegenheit und in jedem Amt und Gremium darauf hingewiesen, dass hier etwas geschaffen werden muss«.

Bei Alexander Jäger, dem Koordinator für Jugend und Bildung im Planungsraum Grünau stießen die Gesundheitsförderer auf offene Ohren. Er nahm Kontakt zur Kindervereinigung auf und die reagierte sofort. Ihren montäglichen Interims-Spielplatz verlegten sie kurzerhand von den Meyerschen Häusern fünf Kilometer weiter an den Rand Grünaus.

Und da stehen sie nun auf der Miltitzer Allee – mitten im Weg – haben ihre Fahrzeuge ausgepackt: Dreiräder, Roller, Bobbycars, Boller- und Streitwagen, Skateboards, Inliner. Kreisel und Stelzen laden zum Ausprobieren, Riesen-4-Gewinnt und Flitzpuck zum Spielspaß ein. Auf der Wiese nebenan sind Tore aufgebaut – Bälle finden sich so einige im schier endlos scheinenden Fundus des Spielmobils. Drei Stunden können sich alle austoben. Das ungewöhnliche Gewusel im ansonsten eher beschaulichen Quartier fällt schnell auf und zieht Neugierige an. Passanten bleiben stehen – die meisten freuen sich über den Trubel. Kinder animieren ihre Eltern mitzumachen.

Spielen ist ansteckend – auch Friebel und Rug sind immer irgendwie in Bewegung. Mal ziehen sie ein Kind mit dem Bollerwagen über den Asphalt, mal kicken sie mit den größeren Jungs, mal haben sie ein offenes Ohr für etwaige Probleme und den Blick für sich anbahnende Konflikte. Zwischendurch gibt es mitgebrachtes, geschnittenes Obst und Gemüse, auch mal einen Keks, und Tee aus der Thermoskanne. Das Gesamtkonzept kommt an. Von Woche zu Woche wird der Platz an der Ratzelwiese voller. »Nun«, meint Christian Rug augenzwinkernd »kann es auch ruhig mal wieder etwas wärmer werden.«

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